"ÜberLeben": Schnaps statt Krieg

Was wir aus dem Konflikt um die Hans-Insel vielleicht lernen könnten.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Kennen Sie die Hans-Insel? Die Hans-Insel – übrigens nicht nach einem österreichischen Fußballer, Popsänger oder Kanarienvogel benannt, sondern nach dem grönländischen  Polar-Forscher Hans Hendrik – liegt im nördlichen Eismeer. Genauer: 377 Kilometer nördlich des grönländischen Qaanaaq in der Mitte des Kennedy-Kanals, eines Teils der Nares-Straße, die sich zwischen dem kanadischen Ellesmere Island und Grönland erstreckt.

Jetzt ist es bald ein Jahr her, dass der Streit um die Hans-Insel beigelegt wurde. Seit Jahrzehnten konnten sich Dänemark und Kanada nicht einigen, wem der winzige, unbewohnte und vegetationslose Steinhaufen eigentlich gehört. Das führte zu einem mäßig ernsthaften Konflikt, dem sogenannten „Whiskey-War“, also Whiskey-Krieg. Dieser wurde wie folgt ausgetragen: Soldaten und/oder Diplomaten der einen Nation landen dort, stellen ihre Flagge auf, entfernen die Flagge der anderen und hinterlassen eine Flasche Schnaps als Gruß für die Gegner, die wenig später genau dasselbe tun.

Nachdem dies in immer kürzeren Abständen passierte (und möglicherweise alle Beteiligten immer öfter betrunken waren), einigte man sich im Juni 2022 auf den einzig logischen Kompromiss: Die Insel wurde ganz einfach aufgeteilt, entlang einer in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Schlucht. Kanada und Dänemark haben seitdem eine gemeinsame Landgrenze, und alle dürfen oder müssen nüchtern bleiben.

Daraus könnte die Menschheit etwas lernen: So sollten zivilisierte Nationen Krieg führen. Es fällt kein Schuss und niemand nimmt Schaden, außer vielleicht die eine oder andere Leber, und die Schnapsindustrie floriert. Hans im Glück! Bis wir das erkennen, wird aber leider noch viel Zeit vergehen.

 

Guido Tartarottis Kabarettprogramm „Guitar Solo“  ist am 9. Mai im Theater am Alsergrund und am 24. Mai in der Kulisse in Wien zu sehen.

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