"ÜberLeben": Partypissing

Ui: Über urologisches Brauchtum und die Tücken der englischen Sprache.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Der ORF-Sportreporter Rainer Pariasek, berüchtigt für seinen kreativen Umgang mit der englischen Sprache, interviewte unlängst die amerikanische Ski-Weltcup-Gewinnerin Mikaela Shiffrin.  Es ging um die Frage, warum sie nicht öfter an Abfahrten teilnimmt. Dabei verweigerte ihm das Wort „participating“ den Dienst. Pariasek sagte: „Mikaela, why aren’t you PARTYPISSING more often in downhill racing?“ Der Gesichtsausdruck von Shiffrin war großartig, aber sie blieb ruhig. Vermutlich hält sie „Partypissing“ für eine österreichische Form urologischen Brauchtums, häufig anzutreffen auf Kirtagen, Schlagerkonzerten und Feuerwehrzeltfesten.

Mich erinnerte das an jene Kolumne, auf die ich die meisten Leserreaktionen bekam. Ich hatte damals in einem scherzhaften Text das Geständnis gemacht, dass ich aus hygienischen Gründen im Sitzen pinkle. Die Folge war eine frühe Form des Shitstorms, wobei „shit“ hier nicht der korrekte Begriff ist. Erstaunlich viele Männer fühlten sich von der Tatsache, dass ein Geschlechtsgenosse freiwillig auf das Urinieren im Stehen verzichtet, zutiefst in ihrem Selbstbild gekränkt. Einer schrieb: „Die Frauen haben uns alles genommen, was ist uns denn noch geblieben? Nur noch das Pinkeln im Stehen.“ Der Österreicher lässt sich sein  Partypissing nicht schlecht reden!

Jetzt fühlte sich ein Weinviertler von einem Text von mir beleidigt, in dem ich eine Kindheitserinnerung schildere: Wie mein Vater und ich im Weinviertler Nebel verloren gingen, weil wir die Sprache der Eingeborenen nicht verstanden.

(Ich habe jetzt übrigens gelernt, dass man im Weinviertel die sogenannte „Ui-Sprache“ verwendet. Da sagt man nicht „Kuh“, sondern „Kui“.)

Daher möchte ich an dieser Stelle laut sagen: Ich liebe das Weinviertel! Es ist, unter anderem, ein idealer Ort, um köstlichen Wein in Wasser zu verwandeln, aber erklärt das mal der Mikaela Shiffrin.

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