"ÜberLeben": Klettern und Vordemfernseherherumlieging

Sport im Urlaub: Leistungswahn und Pizza.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Sie sind ja ein bekennender Unsportlicher“, schrieb mir unlängst jemand. Ich weiß nicht, wo ich dieses Bekenntnis abgelegt haben könnte. Jedenfalls war ich jetzt in 14 Tagen Urlaub achtmal Tennisspielen, siebenmal Klettern, zweimal bin ich über den See geschwommen. Laufen ist sich nicht mehr ausgegangen, zugegeben. Außerdem waren wir fünfmal in derselben Pizzeria in Lienz essen, die Pizze dort sind sensationell. (Verzeihen Sie bitte die italienische Mehrzahlbildung von Pizza, aber zumindest das bin ich meinem Namen schuldig, wenn ich schon sonst kein Wort Italienisch kann.)

In Wahrheit betreibe ich alles, was ich tue, mit höchstem Ehrgeiz. „Sie sind vom Leistungsgedanken getrieben“, erklärte mir einmal eine Therapeutin. Und das stimmt, Leistung – heutzutage ein gefährliches Wort – macht mir Freude. Auch in meiner zweiten Lieblingssportart nach Laufen – nämlich Vordemfernseherherumlieging – bringe ich es zu großen Leistungen. Leider gibt es für diesen Sport noch keine Fitness-App, welche die beim Liegen zurückgelegten Kilometer misst und den Kalorienverbrauch angibt.

In Lienz hatten wir eine Ferienwohnung mit Blick auf den Hauptplatz, auf dem eine atemberaubend hässliche Bankfiliale sich große Mühe gibt, das schöne Stadtbild zu vernichten. An sechs aufeinander folgenden Tagen waren dort zu erleben: Ein Blasmusikkonzert, ein Jazzkonzert, ein Volksmusikkonzert, ein Straßentheaterfestival, ein Schachturnier und auf der Straße kochende Starköche. Das ist mehr, als manche vergleichbaren Städte in zwei Jahren bieten.

Am besten hat uns das Blasmusikkonzert gefallen. Es gab natürlich Märsche zu hören, aber auch Musik aus Filmen, Musicals und Operetten. Und obwohl die wirklich gut spielen konnten, klang die Musik immer ein wenig verstimmt. Möglicherweise lag das am Regen, möglicherweise gehört es auch so. Es war sehr, sehr lustig und genau genommen auch ziemlich schön.

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