"ÜberLeben": Hackiducki und Urson

Über das Fluchen, no amoi!
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Bei den Olympischen Winterspielen gewann die österreichische Langläuferin Teresa Stadlober Bronze. Gott sei Dank, ist man versucht zu sagen, denn vor vier Jahren passierte ihr ein schlimmes Missgeschick – da vergab sie eine sichere Medaille, indem sie in der Loipe falsch abbog. Ihr Vater Alois musste das grausame Schauspiel live im Fernsehen kommentieren und fand legendäre Worte: „Du bist foisch! Sie is verlafen! Aus! Sie is foisch g’lafa. Verdammte Hitt’n, no amoi! Wo ist die hing’laf’n? Hackiducki no amoi! Na, des woit der Herrgott ned, Scheiße.“

Seitdem ist „Hackiducki no amoi!“ mein allerliebster Fluch, ich finde, diese Worte haben eine große poetische Wucht.

Flüche hatten schon immer eine verführerische Wirkung auf mich, vielleicht deshalb, weil das Fluchen bei uns zu Hause in meiner Kinderzeit verboten war. Ich kannte nur drei böse Wörter: Dumm (verboten), blöd (streng verboten) und deppert (sehr streng verboten). Mein Vater sagte manchmal, wenn er sich beim Sägen oder Bohren wieder einmal vermessen hatte, „Hurerei und Bigamie!“ Was das bedeuten konnte, wagte ich mir damals nicht einmal auszumalen, ich hielt diese Worte für eine Art Zauberspruch.

Auch meine Kinder wuchsen weitgehend fluchfrei auf. Mein Sohn half sich, indem er andere Kinder beim Streiten mit Tiernamen belegte. Da er damals viele Tierbücher las, war er beim Schimpfen sehr kreativ. In der Volksschule sagte er zu einem Klassenkameraden „Du Urson!“ (Der Urson ist ein Baumstachelschwein.) Der Klassenkamerad erzählte seiner Mutter davon, die verstand „Hurensohn“ und entfachte einen ungeheuren Skandal, an dessen Ende mein Sohn zwar nicht verstand, warum er von der Schuldirektorin gestraft wurde – aber dafür ein bisher unbekanntes Wort in seinem Sprachschatz hatte, eben Hurensohn.

All das kann einem mit Hackiducki nicht passieren, und deshalb sage ich es gern no amoi.

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