"ÜberLeben": Fuchs mit Schießgewehr

Salzburg: Und es passierte nichts.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Seit vielen Jahren fahre ich im Sommer nach Salzburg, um von den Festspielen zu berichten. Und  immer ist dort irgendetwas Dramatisches passiert, mindestens ein Hochwasser, verbunden mit menschlichen Murenabgängen und emotionalen Straßensperren. Wenn ich nach Salzburg fuhr, dann wusste ich: Mein Leben, wie ich es bisher kannte, ist akut bedroht.

(Salzburg und ich hatten schon einen heftigen Start: Nach meiner Matura spielte ich dort Straßentheater, wobei die Inszenierung vorsah, dass ich mir während eines Monologs ein Ei auf den Kopf hauen musste. Diverse Touristen aus Japan fanden das sehr ansprechend und glaubten, das seien die Festspiele. Die Polizei zeigte sich weniger kulturbeflissen und brach unsere Vorstellung rüde ab.)

Als meine Freundin und ich jetzt Richtung Salzburg aufbrachen, war ich auf der Hut: Was würde die Stadt, von der Thomas Bernhard einmal sinngemäß schrieb, sie biete nur zwei Möglichkeiten, sich vom Mönchs- oder vom Kapuzinerberg zu stürzen, mit uns vorhaben?

Wir kamen an, fuhren ins Parkhaus, dann hatte ich ein sehr feines Interview mit dem Burgtheaterdirektor. Danach aßen wir eine ausgezeichnete Käsekrainer in der Altstadt, wurden von einem Hund angebellt und besichtigten den Petersfriedhof (das mache ich jedes Jahr). Wir checkten in unser nettes Hotel ein, tranken mit der Wirtin ein Bier und verschliefen den Nachmittag. Am Abend waren wir italienisch essen und saßen nachher in einer winzigen Bar in der Steingasse. Dort trafen wir auch zwei verzweifelte Bayern, die vor der Tür eines geschlossenen Bordells standen und fragten: „Jo wiaso hot des zua? Wissts ihr dös ned?“

Am Heimweg sahen wir in einer Auslagenscheibe einen ausgestopften Fuchs, der ein ausgestopftes Rebhuhn und ein Schießgewehr in den Pfoten hielt, und mehr ist einfach nicht passiert, tut mir leid.

Oder nein: Es tut mir gar nicht leid.
 

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