"ÜberLeben": Flaschendrehen und Blasmusik
Irgendwann in der zweiten Urlaubswoche kommt der Moment, in dem ich nicht mehr weiß, welcher Tag gerade ist. Das Gefühl ist überwältigend gut. Die Stunden und Minuten sind zu einem Zeitbrei verschmolzen, in dem ich liege wie in einer warmen Badewanne.
Was in der Welt vor sich geht, bekommen wir kaum mit. Wir schauen keine Nachrichten, lesen nur nachlässig die Zeitung, meiden Facebook und Twitter. Als ich doch einmal in den sozialen Medien surfe, kennen dort alle nur ein Thema: Eva Glawischnig hat mit 14 mit Herbert Kickl beim Flaschendrehen geschmust. „Ja, wir haben uns geküsst“, gab Glawischnig der vor Erregung zitternden Welt bekannt. Immerhin haben sie nur sich geküsst, und nicht einander. Hat schon ein Politiker „Flaschendrehen in die Verfassung“ gefordert?
Mit dem herrlichen Gefühl, absolut nichts zu versäumen, gehen wir Tennisspielen und Klettern, und wenn das Wetter nicht mitspielt, sitzen wir im Gastgarten unter einem Schirm und schauen uns Leute an. Manchmal gibt es am Abend ein Blasmusikkonzert. Die Musikanten spielen begeistert und ein bisschen „g’fäult“, also schief. Ich liebe genau das an der Blasmusik, denn es erinnert mich an meine Kindheit. Ich wohnte neben der Feuerwehr, und genau dort begann die Blasmusik ihre Umzüge. Wenn die Musiker nach Stunden zurückkamen, konnten sie wegen des Schnapses ihre Instrumente kaum noch halten.
Eines Nachts erwache ich und stelle fest, dass meine Freundin nicht im Bett liegt. Ich suche sie im ganzen Hotelzimmer, aber sie ist nicht da. Als ich ins Bad gehen will, stolpere ich über etwas und stelle fest, dass meine Freundin im Badezimmer liegt. Sie hat es irgendwie geschafft, ihre Matratze zwischen Klo und Dusche zu platzieren. Ich wecke sie auf und frage, was sie da tue. Ich schlafe, sagt sie. Du hast geschnarcht, da bin ich ausgewandert. Und sie klingt nicht einmal böse.
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