"ÜberLeben": Die Stones leben noch
Ich befinde mich in einem angemessen zwischen Vorfreude und milder Hysterie angesiedelten Zustand, denn am 20. Oktober erscheint das neue Album der Rolling Stones, „Hackney Diamonds“. Und das ist für mich immer noch ein Grund zu hemmungsloser Freude. Es ist übrigens das erste Album mit neuen Songs seit 18 Jahren, solange musste ich auf dieses Gefühl warten.
Die Stones begleiten mich schon ein Leben lang. Sie sind die erste Musik, an die ich mich bewusst erinnern kann – mein Vater hatte damals ein Best-of-Album, das er auf Kassette überspielt hatte (mithilfe eines sogenannten Überspielkabels) und im Auto rauf und runter hörte. Und schon als kleines Kind spürte ich damals, als ich „The Last Time“, „Gimme Shelter“ oder „Wild Horses“ hörte, dass das etwas ganz Besonderes war. Am meisten liebte ich damals „Tell Me“, eine an sich kleine, harmlose Ballade, aber so voller Sehnsucht, dass sie mich nicht losließ, obwohl ich den Text natürlich nicht verstanden hatte.
Später, als ich in die Pubertät kam und all die Leiden des Erwachsenwerdens über mich ergehen ließ, waren die Rolling Stones meine ständigen Begleiter. Ich hörte ihre Musik bei Liebeskummer, bei Ärger mit den Eltern, bei Problemen in der Schule – oder ganz einfach so, ohne besonderen Grund. Und jedes neue Album, das erschien – „Emotional Rescue“, „Tattoo You“, „Undercover“ – war für mich eine Sensation.
1982, als ich 14 wurde, fieberte ich monatelang dem Konzert im Wiener Stadion entgegen, und ich erinnere mich noch, wie grenzenlos enttäuscht ob der üblen Darbietung ich war – und wie aufgeregt und glücklich zugleich, mit Jagger und Richards im selben Raum stehen zu können (auch, wenn der Raum ein Stadion war).
Ein bisschen Angst habe ich vor dem 20. Oktober. Was tun, wenn das Album schlecht ist? Ich glaube, ich würde es mir schönlügen und weiter Fan bleiben. Was bleibt mir denn sonst übrig?
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