"ÜberLeben": Die Butterbrot-Verschwörung

Nichts irritiert Menschen so wie die Tatsache, dass andere nicht so sind wie sie.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Wer hat das noch nicht erlebt? Man läutet bei seiner Nachbarin an, sagt „Übrigens, ich esse nicht gerne Butterbrot“, und die gibt einem daraufhin eine Watschen.

Wie, Sie kennen diese Situation nicht? Dann waren Sie noch nie in den sozialen Medien. Denn dort sind die Leute – abgesehen vom gelegentlichen Herzeigen ihrer Katzen und Mahlzeiten – mit nichts anderem befasst. Genauer gesagt: Das Beleidigtsein ist ihre Hauptbeschäftigung. Jede Äußerung, die dem übersichtlichen Weltbild, in dem man es sich gemütlich gemacht hat, widerspricht, gilt als Zumutung. Gleichzeitig kräht man die eigenen Überzeugungen so laut wie möglich hinaus und erklärt jeden zum Trottel, der es wagt, nicht zuzustimmen.

Neu ist, dass man gar keine Meinung mehr äußern muss, um Watschen zu kriegen. Viele tun das in den sozialen Medien eh längst nicht mehr, weil sie die stumpfsinnig-aggressiven Debatten leid sind. Es reicht, etwas ganz Harmloses zu schreiben, etwa „Ich mag kein Butterbrot“. Oder auch „Ich mag Butterbrot“, egal, funktioniert genauso. Sofort melden sich drei Arten von Menschen zu Wort. Erstens die, die mit dem Dauerständer der Empörung herumlaufen: „Schaut her, was der Butterbrotnazi gewagt hat, zu sagen!“ Zweitens die Missionare: „Du musst deine Ernährung auf Butterbrot umstellen, sonst hat dein Leben keinen Sinn.“ Drittens, und das sind, die Schlimmsten, die Betroffenen: „Das zu lesen macht mich einfach nur traurig. Wir brauchen endlich ein Volksbegehren gegen die Diskriminierung von Butterbroten.“

Nichts scheint Menschen so sehr zu irritieren, wie die Tatsache, dass andere Menschen nicht so sind wie sie selbst. Dabei finde ich das ja das Interessanteste an uns Menschen: Dass wir verschieden sind.

(Wäh, Butterbrot ist so grauslich ...)

 

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm „Guitar Solo – Der Letzte dreht das Licht ab“: 13. November, Bühne im Hof, St. Pölten.

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