"ÜberLeben": Der Duft nach Schweiß und Freiheit
Vor genau 35 Jahren kauften meine Freunde und ich einen uralten Ford-Transit-Bus und beschlossen, von Mödling nach Portugal und wieder zurückzufahren. Auf der Motorhaube montierten wir einen Stierschädel, malten eine Schachtel Marlboro aufs Blech und schrieben unsere Namen dazu. Es waren natürlich „Kampfnamen“, ich hieß tatsächlich „Guido Gnadenlos“.
Mitten in der Nacht fuhren wir los, nicht, ohne vorher noch unserem Stammlokal einen Besuch abzustatten. Einen Monat lang waren wir unterwegs, wir schliefen nur im Freien. In Monte Carlo war das eine Baugrube, in Südfrankreich ein Kreisverkehr, in dessen begrünte Mitte wir uns legten, wo uns leider ein Rasensprenger aufweckte.
In Pamplona wurden wir überfallen, was uns nicht weiter irritierte – wir fuhren weiter, bis wir am Ende von Europa ankamen. Wir ernährten uns nur von Bier, gelegentlichen Portionen Huhn mit Pommes und großen Mengen Heavy Metal, den wir im Bus hörten.
An der Algarve bekamen wir Ärger mit der Polizei, weil wir zu laut feierten, aber auch dieses Problem haben wir schließlich überstanden.
Auf der Heimfahrt überquerten wir die Schweizer Grenze und wurden sofort von den braven Schweizer Grenzbeamten aufgehalten, die unser Gepäck nach Drogen durchsuchen wollten. Aber aus unseren Rucksäcken rieselte nur portugiesischer Sand – man gestattete uns, weiterzufahren, im Gegenzug gegen das Versprechen, bis Vorarlberg auf keinen Fall mehr anzuhalten.
Unser Bus hielt tapfer durch. Nur einmal, in Spanien, blieb er stehen und weigerte sich, weiterzufahren. Wir ließen uns zu einer Werkstatt schleppen, wo ein Techniker leise kichernd Benzin in unseren Tank füllte. Wir hatten einfach nur vergessen, nachzutanken.
Das war der wahrscheinlich beste Urlaub meines Lebens. Als wir heimkamen, rochen wir streng nach Schweiß und Freiheit.
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