"ÜberLeben": Das Ende des Sommers
Das Ende des Sommers macht mich immer traurig. Ich mag den Sommer, ich mag die Hitze, ich mag den Geruch von frischem Regen auf heißem Asphalt, ich mag das Freibad, ich mag das Grillen am Abend.
Den Herbst mag ich gar nicht. Er ist kalt, er ist nass, er ist dunkel. Die Romantik von bunten, fallenden Blättern hat sich mir noch nie erschlossen. Ich trinke auch nicht gerne Sturm, denn auf Sturm folgt meistens Drang.
Meine Freundin dagegen liebt den Herbst. Sie redet dann über den „Kreislauf des Lebens“, darüber, dass das Alte gehen muss, damit etwas Neues wachsen kann, während ich einfach nur friere.
Mit dem Winter komme ich ein bisschen besser zurecht, er ist zwar saukalt, hält aber Tröstungen in Form von Weihnachten, Silvester und Skifahren bereit. Und im Frühling werde ich schon ungeduldig.
Eine Sache macht mich am Ende des Sommers froh: Dass ich nicht mehr in die Schule muss. Ich bin nicht gerne in die Schule gegangen. Das, was mich interessiert hätte, wurde selten unterrichtet, das, was unterrichtet wurde, interessierte mich selten. Dazu kam, dass meine gesamte Lernzeit dafür draufging, in Mathematik am Leben zu bleiben, für andere Fächer hatte ich keine Zeit mehr. Ich hatte acht Jahre lang fast durchgehend Nachhilfe in Mathematik und kam dennoch fast nie über ein Genügend hinaus.
Interessant war die Schule als soziales Versuchslabor: Wer ist in wen verliebt? Wer hat sich mit wem zerstritten? Welche neuen Freundesrunden haben sich gebildet?
Aber unsere Klasse war nicht sehr nett. Es gab die Coolen, die Ausgeschlossenen und die dazwischen. Wer nicht dem gängigen Ideal von cool entsprach, wurde gnadenlos an den Rand gedrängt. Ich war in der sechsten Klasse beliebt, in der siebenten dann plötzlich nicht mehr, warum, weiß ich bis heute nicht. Nein, ich mochte die Schule nicht besonders.
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