"ÜberLeben": AC/DC und das Weihnachtswunder
Ich höre zu Weihnachten lieber AC/DC, als „Last Christmas“. Das ist allerdings kein Wunder – ich höre nahezu alles lieber als „Last Christmas“, auch eine rostige Kellertüre, einen Zahnarztbohrer oder das Geräusch eines vollen Gulaschtopfs, der auf einen weißen Teppich fällt. Aber AC/DC darf zu Weihnachten nie fehlen, denn die australische Hardrockband steht für ein kleines Weihnachtswunder – sie bescherte mir einen meiner schönsten Momente als Vater, und das kam so:
Es war der 24. Dezember vor zehn Jahren. Die Kinder waren bei mir, damit ihre Mutter in Ruhe das Fest vorbereiten konnte. Meine Tochter, damals noch ein kleines Mädchen, schien sich gar nicht auf den Abend zu freuen. Sie wurde immer stiller und verschwand schließlich in ihrem Zimmer. Als ich nachschauen ging, saß sie auf ihrem Bett und weinte bitterlich. Sie war tatsächlich so traurig, wie ich sie noch nie erlebt hatte. „Mausi, was ist denn los?“, fragte ich sie. Sie schüttelte nur den Kopf und schluchzte: „Du kannst mir nicht helfen.“ „Ich glaube schon, dass ich helfen kann“, antwortete ich. „Ich bin Papa von Beruf und Papas können meistens helfen.“
Es dauerte eine halbe Stunde, bis das Kind bereit war, mir zu verraten, was es so traurig machte: Sie hatte kein Geschenk für ihren großen Bruder, und weil meine Tochter ein sehr sensibles Wesen ist, brach ihr das fast das Herz.
„Zieh dich an“, sagte ich. „Das wäre ja gelacht.“ Dann nahm ich meine Tochter an die Hand und ging mit ihr über die Straße, zum Libro, der noch geöffnet hatte. Dort kauften wir für meinen Sohn, der ein großer Rockfan war und ist, die neue AC/DC, und am Abend hatte ich zwei sehr glückliche Kinder.
Und wenn ich heute, wie jedes Jahr, „Live At River Plate“ von AC/DC auflege, erinnere ich mich an jenen Moment, an dem ich dachte: Möge es nur immer so leicht für mich bleiben, große Probleme meiner Kinder zu lösen.
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