"ÜberLeben": Aber passt das dann auch?

Und dann bestellte der Deutsche Schnitzel mit Pilzsoße.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Ich muss heute ein Geständnis machen: Ich bin Deutscher. Also zu einem Viertel – meine Großmutter war Deutsche. Sie hat seit dem Ende des Krieges bis zu ihrem Tod in Österreich gelebt und war gut integriert: Sie sprach Österreichisch – allerdings mit einem sehr lustigen deutschen Akzent. Von ihr habe ich die Angewohnheit, „Kartoffel“ und „Tomate“ zu sagen, mit „Tschüs“ zu grüßen – und beim Fußball zu den Deutschen zu halten, und sei es nur, um die Österreicher zu ärgern.

Meine Großmutter war eine gute Köchin (ihre Lieblingszutat war Butter), sie hat gern die österreichische und die deutsche Küche mit eigenen Ideen kombiniert. Ihr bestes Gericht waren Fleischlaberln (die sie auch so nannte) in Tomatensoße mit Nudeln.

Aber niemals hat sie „Schnitzel mit Tunke“ auf den Tisch gebracht. Ich glaubte ja viele Jahre lang, diese Speise sei nur ein Sujet des Kabaretts, das immer dann zur Anwendung kommt, wenn es darum geht, Deutsche als seltsam darzustellen. Niemand kommt in Wahrheit auf die Idee, paniertes Fleisch in Soße zu ertränken, oder?

Und dann war ich vor Kurzem im Salzkammergut essen, in einem kleinen Gasthaus. Am Tisch neben uns nahm ein deutsches Ehepaar Platz, und er, dicker Schnurrbart, laute Stimme, herrisches Gehabe, verhielt sich genau so, wie sich der Deutsche im Urlaub in komödiantischen Sketches eben verhält: überheblich, grob, arrogant.

Als die Kellnerin kam, bestellte er „n’ Wiena Schnitzöl“ und fragte: „Ham se auch ne Soße dazu?“. Die Kellnerin: „Wos für a Soße?“ Der Deutsche: „Na so ne Bratensoße!“ Die Kellnerin: „Wir ham nur a Schwammerlsoß’“. Der Deutsche: „Ah, se meinen Pilze!“

Und dann sagte er den legendären Satz: „Ja aber passt das dann auch?“

Er hat dann das Schnitzel tatsächlich zuerst mit Preiselbeeren und dann mit Schwammerlsoße bestrichen und verschlungen. Sein Kommentar dazu: „Leckaaar!“

Das arme Schwein (auf dem Teller)!

 

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm "GUITAR SOLO - Der Letzte dreht das Licht ab": 18. Oktober (Kulisse Wien), 22 Oktober (Theater am Alsergrund), 23. Oktober (Kulturwerkstatt Kottingbrunn).

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