Die Reinanke ist das R in SommerfRische
Ich darf auch heuer meinen Sommer am Wolfgangsee eröffnen und bleibe dabei: Glauben Sie den Attersee-Aficionados, den Traunsee-Trommlern und all den anderen See-Bewunderern nix, der Wolfgang ist der schönste See. Oder glauben Sie ihnen doch und kommen Sie nicht hierher!
Aber darum geht es ja gar nicht.
Es geht um Fische und Sommerfrische. In der ergibt man sich in lauen Abendrunden ja gerne Themen, die für den Weltenlauf und das eigene Wohlbefinden völlig egal sind. Wenn man sich in etwas Irrelevantes vertieft, ist das eine kleine Meditation, wie Fingerübungen für das Gehirn und Lockerschütteln der Kommunikation, die uns zuletzt eh immer mit schweren Themen zudröhnt. Also zum Sommerabend nur nix Schweres, quasi über Salat reden.
Oder eigentlich über Fische.
Weil an den salzkammergutschen Seen sind Fische dauerpräsent, als Steckerl-Angebot am Straßenrand, als Spezialität auf dem Gasthausteller oder als „frisch vom Fischer“-Okkasion. So wurde also gefachsimpelt:
Am besten sind die Reinanken, die hab ich am liebsten, sagt der eine.
Ich mag die Felchen, die sind feiner, sagt die andere.
Beide gut, aber nichts geht über einen richtig frischen Schnäpel, sagt der Deutsche.
Mir ist ein kleiner Saibling lieber, sagt der Gourmet.
Alles nix gegen eine zarte Forelle, sagt auch wer.
Nun muss ich ehrlich sagen, ich halte das für eine besserwisserische Koketterie. Denn wenn ich jemandem gleich zubereitete Stücke von Salvelinus (Saibling), Salmo (Forelle) oder Coregonus (das sind die Reinanken, auch Felchen oder Schnäpel genannt, alles dasselbe) auf den Teller lege, wird ein Unterscheidungsversuch für die Tischrunde zwar unterhaltsam, aber eher unmöglich. Sind ja auch alle eng verwandt, die Viecherln, und schmecken alle gut. Nur eben sehr verwechselbar – eine herrliche Grundlage für die ernsthafte Erörterung der Wurschtigkeit. So geht Sommer.
Ob es kulinarische Aneignung ist, wenn man Reinanke aus dem Fuschlsee am Wolfgangsee isst, haben wir dann erst zu späterer Stunde nicht geklärt.
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