Die Halbwelt zwischen hier und Abflug
Hinter der Schranke liegt eine skurrile Welt. Wenn man einmal den Boarding Pass auf das Glas gelegt hat (und man sich mit dem grün leuchtenden Kastl um die Wette freut, weil die „E-Ticket-in-das-Wallet-abspeichern-Übung“ tatsächlich gelungen ist) – dann betritt man eine Zwischenwelt, in der andere Regeln gelten. Einzig die Polizisten in ihren vertrauten Uniformen erinnern einen daran, dass hier noch hier ist. Eigentlich würden in so eine Übergangspforte von hier nach dort eher zentaurenhafte Halbwesen passen, um das gesellschaftliche Miteinander zu regeln, aber auf die Polizei will oder kann der Transferbereich eines Flughafens nicht verzichten.
Sonst ist hier so ziemlich alles anders. Die Snacks sind keine Leberkässemmeln, sondern Kunstkreationen aus unentdeckten Mythologien, sie stecken voll Stücken aus Hendlfransen (gerissen von einem Halbgott wahrscheinlich) und voll Pesto oder Curry oder sonst einer Paste, sie heißen Pastrami, was wir zwar schon einmal gehört, es aber noch nie wirklich gesehen haben. Die kaffeeähnlichen Brühgetränke tragen exotische Namen, sie sind vielleicht auch aus Bohnen gemacht, aber aus goldenen, was man nicht am Geschmack, aber am Preis erkennt.
Obst gibt es hier im Niemandsland zwischen Security-Check und Gate nicht in Form vollständiger Früchte, sondern nur in den Aggregatszuständen geschnitten im Plastikbecher oder gepresst beziehungsweise püriert. Diese Smoothie-Stände sind in der lukullischen Hierarchie allerdings so eine Art oberstes Politbüro, sie stehen an den besten Plätzen und wirken wie Paläste des Fruchtgenusses. Sie vermengen allerlei Früchte mit Basilikum oder anderen Gemüsesorten zu Getränken, die „Pappa Joe“ oder „Lady Basil“ heißen und in Kryptopreisen berechnet werden.
Am besten lässt sich das Sozialwesen in dieser Welt aber an den Duty-free-Shops erahnen. Wer dort gustiert, dabei die eigentümlichen Souvenirs oder Lego-Angebote und Mozartkugel-Arrangements beiseitelässt, wird die Erkenntnis gewinnen, dass sich die Menschheit nur von Whiskey ernährt, von Tabakware lebt und dieses liederliche Leben mit sehr viel Parfum übertünchen muss.
Ab zum Gate!
Kommentare