Über den Horizont hinaus

Reisen im Namen des Klimaschutzes verbieten? Nur wer hinter den nächsten Berg schaut, sieht, was es tatsächlich zu schützen gilt.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Der Weg vom Massentourismus zum In-Maßen-Tourismus ist keine vierspurige Autobahn, eher eine holprige Berg- und Talbahn: Es ist so viel leichter, über „Flight Shaming“ (die neue Bewegung des Flugreisenverdammens) zu dozieren, als tatsächlich per Bummelzug durch Europa zu zuckeln, wenn im Sommer zahlreiche TGV-Verbindungen schlicht ausgebucht sind. Es ist so viel einfacher, nachhaltigen, ökologisch unbedenklichen Tourismus zu predigen, als tatsächlich ressourcenschonend die Welt zu bereisen.

Kann die Antwort darauf sein, das Reisen generell zu verdammen? Nein. Wer bis in die Karibik fliegt, um nur die Zehen ins Meer zu halten, könnte das vielleicht auch in Italien oder in Kroatien tun. Aber Reisen, die Kontakt zu anderen Kulturen möglich machen, die einem die Augen für die Welt öffnen, diese Reisen sind oft entscheidend dafür, dass Menschen überhaupt erkennen, was es  zu schützen gilt, wenn ständig vom Klimaschutz die Rede ist.

Über den Horizont hinaus zu reisen, beugt nicht nur der Engstirnigkeit vor. Es macht den eigenen Horizont weiter.

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