„Tut gut, und ist eine gute Tat“

„Tut gut, und ist eine gute Tat“
Plötzlich nähert sich ein junger, flotter Labrador. In Sekunden ist die ältere Dame an meiner Seite auch wieder jung und flott.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Die faszinierend jugendliche Waltraud Haas verriet unlängst in einer Donnerstagnacht-Diskussion bei Barbara Stöckl, wieso sie im Alter von 92 Jahren täglich Bewegung macht: „Ich habe einen Hund. Mit dem gehe ich jeden Tag und bei jedem Wetter. Das tut mir gut und ist gleichzeitig eine gute Tat.“

Ein weiser Gedanke, den man auch umgekehrt formulieren kann: Da glaubt man, seinem Hund etwas Gutes zu tun, indem man mit ihm vor die Tür geht, obwohl man etwas Besseres zu tun hätte – und tut in Wahrheit sich selbst etwas mindestens ebenso Gutes. Denn Bewegung ist ein nebenwirkungsfreies Antidepressivum mit vorbeugender Wirkung.

Somit ist nicht endgültig geklärt, ob ich Daria gut tue oder eher sie mir. Im Zweifelsfall tun wir einander gut, gehen einfach los, oft auch grantig, und kommen beide besser gelaunt zurück, als wir das Haus verlassen haben. Ich habe, während wir gehen, immer ein paar gute Ideen, Daria leider auch oft (ich finde ja ihre guten Ideen – von Vogelfutterfressen bis In-Toten-Tieren-Wälzen – meist nicht so prickelnd wie meine eigenen.)

Zwischen Schnecke und Faultier

Unlängst war es sehr, sehr heiß, wir waren beide nicht motiviert, und Daria ließ ihre Zunge so weit raushängen, dass sie beim Gehen den Staub vom Weg aufschleckte. Ihr Tempo bewegte sich zwischen Weinbergschnecke und Faultier.

Plötzlich näherte sich von hinten ein semmelbrauner Labrador, jung, attraktiv, zielstrebig, charmant und sehr, sehr flott. Binnen einer Sekunde war die keuchende ältere Dame an meiner Seite auch wieder flott – ebenso charmant, zielstrebig, attraktiv und sehr, sehr jung.

Daria rannte mit Peter um die Wette, dass der Staub nur so flog. Die beiden hatten Spaß, sie belauerten, jagten, hetzten einander. Irgendwann pfiff ich Daria zu mir. Ich wollte ihr höflich sagen, dass sie doch bitte nicht mehr die Jüngste ...

In dem Moment kam mir Waltraud Haas in den Sinn und ich berechnete überschlagsmäßig, wie lang es noch dauern würde, bis Daria – in Hundejahren – 92 ist. Da stellte ich fest: Das gefühlte Alter ist manchmal nur eine Frage der äußeren Motivationsfaktoren.

Peter bog mit seinen Begleitern ab. Daria und ich gingen allein weiter. Es dauerte genau zwei Schritte. Dann legte sie wieder den Weinbergschneckengang ein.

facebook.com/BeagleDaria

birgit.braunrath@kurier.at

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