Kolumnen

Trauer floriert

"Ohrwaschl": Im Internet boomt die Trauer. Im echten Leben ist sie schwerer zu ertragen

von Birgit Braunrath

11/01/2018, 05:00 AM

Trauer liegt im Trend, zumindest online. Die Fanartikel des Wiener Bestattungsmuseums gibt es seit gestern auch per Online-Shop: das T-Shirt „Friedhöfe Wien. Hier liegen Sie richtig!“, den „formschönen“ Sarg-USB-Stick „Datengrab“ oder das Zigarettenetui „Rauchen sichert Arbeitsplätze – Bestattung Wien“. Die sprichwörtliche Wiener Morbidität geht eben mit der Zeit.

Auch in sozialen Netzwerken wird ausgiebig getrauert. Es gibt kaum Postings, die so viel Resonanz erzeugen wie das Bekenntnis, man weine um einen geliebten Menschen oder verabschiede seinen Vierbeiner. In Windeseile fĂĽllt sich da die Kommentarleiste mit  „Ich fĂĽhle mit dir“. Das tröstet. Aber es ist leichter, virtuell mitzufĂĽhlen, als einem trauernden Menschen aus Fleisch und Blut und Tränen direkt gegenĂĽber zu sitzen, seinen Schmerz auszuhalten und  zu wissen, dass man nichts tun, einfach nur da sein kann.

Die Trauer hat viele Gesichter – weinende, lachende und jene, die angestrengt wegschauen. Jeder trauert eben so, wie er kann.

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