Trauer floriert

"Ohrwaschl": Im Internet boomt die Trauer. Im echten Leben ist sie schwerer zu ertragen
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Trauer liegt im Trend, zumindest online. Die Fanartikel des Wiener Bestattungsmuseums gibt es seit gestern auch per Online-Shop: das T-Shirt „Friedhöfe Wien. Hier liegen Sie richtig!“, den „formschönen“ Sarg-USB-Stick „Datengrab“ oder das Zigarettenetui „Rauchen sichert Arbeitsplätze – Bestattung Wien“. Die sprichwörtliche Wiener Morbidität geht eben mit der Zeit.

Auch in sozialen Netzwerken wird ausgiebig getrauert. Es gibt kaum Postings, die so viel Resonanz erzeugen wie das Bekenntnis, man weine um einen geliebten Menschen oder verabschiede seinen Vierbeiner. In Windeseile füllt sich da die Kommentarleiste mit  „Ich fühle mit dir“. Das tröstet. Aber es ist leichter, virtuell mitzufühlen, als einem trauernden Menschen aus Fleisch und Blut und Tränen direkt gegenüber zu sitzen, seinen Schmerz auszuhalten und  zu wissen, dass man nichts tun, einfach nur da sein kann.

Die Trauer hat viele Gesichter – weinende, lachende und jene, die angestrengt wegschauen. Jeder trauert eben so, wie er kann.

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