Einmal Reset bitte: Wie Detox im Weinparadies möglich ist
Nach vier Monaten zeitintensiven Arbeitens an der fünften Staffel für Soko Linz lechzte mein Körper nach gesunder Abwechslung und mein Hirn nach einem Lockdown. Wenn man von Juni bis Oktober seinem Körper das zuführt, was ein Filmcatering hergibt, kommt es nicht überraschend, dass ich komplett runterfahren wollte. Und vor allem wollte ich raus aus der Stadt. Schluss mit urbanen Weckerln, Schokoriegeln und Co. Her mit Entgiftung und Natur pur. Meine erste Fastenkur im Burgenland war soeben gebucht.
Bei der Ankunft wurde mir klar, wo ich eigentlich war. In DEM Rotweinparadies. Weingärten und Winzer soweit das Auge reicht, und ich bei Suppe und Tee. Die mangelnden Schokoriegel würden wohl mein geringeres Problem werden.
Doch der Körper ist kein Trottel
Er schaltete schnell um. Zwischen Bauchmassage, Leinsamensud, Saunagang und Leberwickel hatte er in all den Tagen weder Hunger noch Lust auf Alkohol, fantastisch. Und der Wein wird ja nicht schlechter, wenn er noch eine Woche lang liegt.
Der erste Tag ist zum Ankommen, der zweite Tag ist ok, am dritten Tag ein Einbruch. Ganz normal. Muss man aushalten. Beziehungsweise müssen einen die anderen aushalten. Man ist schnell genervt. Anrufe ohne großen Inhalt unterbricht man mit einem „Ist wer gestorben? Nein, dann leg ich auf“.
An jenem Tag trottete ich mit den Hunden durch den Ort und entdeckte einen Feigenbaum mit reifen Früchten. Meine Finger wälzten eine weiche, dunkle Frucht, bis sie aufsprang, mit der Zunge tippte ich nur darauf, eine verbotene Geschmacksexplosion. Weg damit, auch die hier können noch ein paar Tage abhängen, ich komme wieder.
Ein Stück weiter hinter einem Zaun zwei zutrauliche Ziegen. Kein Gusto. Weder auf Fleisch noch auf Milch. Noch auf Energy Drinks, die mich im Sommer viele Wochen lang über Wasser gehalten hatten.
Energy ohne Drink!
Tag vier: Energieschub ohne künstlichen Zusatz. Man könnte Bäume ausreißen. Der Bauch ist flacher, die Gesichtserkennung am Handy sagt. „Ah, Du bist auch wieder da?!“, meine Hunde, als würden sie meine wenige Schonkost mitbekommen, protestierten, dass ich nur ja nicht in Versuchung kommen sollte, diesen Menschen-Schwachsinn auf sie umzumünzen und bettelten prophylaktisch halbstündlich.
Ich wollte mich körperlich anzustrengen, bis ich mich zwei Stunden später beim Einladen von sieben Weinkisten neben meinem Auto wiederfand. Vorhaben gelungen! Nein, ich hatte nichts verkostet! Ein Glas Traubensaft getrunken, das ich ohnedies am Rückweg zwischen zwei Weinstöcken wieder loswerden musste, die sieben Minuten Fahrt ins Hotel waren dem entlasteten Darm zu lang gewesen, und er ist hier nun mal der Chef.
Ich hoffe nach dieser großartigen Woche, ein Grundumdenken in mir manifestieren zu können und freu mich auf ein baldiges Schluckerl rot, Käse und frische Feigen. Mei, werde ich gut schlafen nach einem Sechzehntel.
Angelika Niedetzky ist Schauspielerin und Kabarettistin, derzeit mit ihrem Soloprogramm „Der schönste Tag“ und mit den Comedy Hirten auf Tournee durch ganz Österreich.
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