Halt die Klappe! So sind meine Fahrten im Taxi
Die wahren Abenteuer passieren im Kopf, und wenn sie dort nicht passieren, passieren sie nirgendwo. Erfinden eigentlich Autor/innen ihre Geschichten? Wer schon mal eine Kolumne von mir gelesen hat, hat vielleicht erahnt, was ich hiermit bestätige: Ich erfinde nie, ich erzähle stets, was ich erlebt habe. Viele meiner kleinen Abenteuer haben sich auf Autofahrten zugetragen, meist im Taxi.
Früher habe ich mich gern auf den Beifahrersitz gesetzt, was meist zur Wirkung hatte, dass die Fahrer/innen in der Sekunde in einen Redeschwall verfallen sind. Wenn man hinten sitzt, ist das besser, am sichersten vor ungewollten Plaudereien ist man unmittelbar hinter dem Fahrersitz im toten Winkel. Dort wagte ich sogar schon mal, tatsächlich unbemerkt, Nase zu bohren.
Wie ein Magnet
Ich scheine das Gespräch in letzter Zeit sehr stark anzuziehen. Keine Ahnung warum, manche wissen mich in ihrem Wohnzimmer gesehen zu haben, also im „Color-TV“, wie einer mal wortwörtlich sagte, und zeigen sich deshalb interessiert. Derzeit bin ich wieder in meiner Heimatstadt Linz für die dort ansässige Soko als Kommissarin für Dreharbeiten im Einsatz, das veranlasste den Fahrer von neulich zu fragen, ob wir auch schon in Südafrika Soko gedreht hätten.
Ehe ich noch antworten konnte, erfuhr ich bereits, dass mein Chauffeur bald dort hinfliegen würde zu den wilden Tieren. Zu den Big 5. Aber auch zu den Giraffen, das sind die mit dem langen Hals, fügte er sicherheitshalber hinzu. Ich verstummte nachhaltig und musste noch die gesamte Reiseroute über mich ergehen lassen, während ich zunehmend von der Sitzbank rutschte.
Einmal erklärte man mir, Tauben seien heilige Tiere, die man nie verscheuchen dürfe, das bringe großes Unglück! Die Auskunft über eine aus Sicherheitsgründen im Handschuhfach deponierte chinesische Schusswaffe wurde mir im Laufe der Zeit ebenso wenig vorenthalten, wie die Lust, schon lange einmal bei der Soko eine Wasserleiche spielen zu wollen, mit der Bitte, sich diesbezüglich in Bälde an mich wenden zu dürfen.
Der Taxler verriet mir sein Stammlokal
Zumindest würde man einmal eine Klappe schlagen wollen. Jo eh. Ich weiß auch die genauen Öffnungszeiten des Stammlokals vom Taxler von vergangenem Dienstag, Name des Kellners erspare ich uns.
Die wohl längste Fahrt fand mal zu einem Dreh von Wien nach Jesolo statt. Sie startete um 23.00 Uhr, und aus irgendeinem Grund wählte ich damals wieder einmal tollkühn den Beifahrersitz, was dazu führte, dass ich bei Sonnenaufgang schief liegend mit dem Kopf am Schoß des Fahrers erwachte und momentan nicht wusste, ob es weniger peinlich sei, mich weiterhin schlafend zu stellen oder die Flucht nach vorne zu ergreifen.
Ich entschied mich damals für Zweiteres und hörte, dass ich im Schlaf auch noch vor mich hingemurmelt hatte. Hände vors Gesicht, dann sieht mich keiner. Schlussklappe, Drehschluss!
Zur Autorin:
Angelika Niedetzky ist Schauspielerin und Kabarettistin, derzeit mit ihrem 5. Soloprogramm „Der schönste Tag“ und mit den Comedy Hirten auf Tournee durch ganz Österreich.
Kommentare