Angelika Niedetzky kann übers Streiten lachen
Vielleicht deshalb, weil ich beruflich Menschen zum Lachen bringen darf, werde ich oft gefragt, worüber ich selber lachen kann. Oh, da gibt es sicher ein paar gewöhnliche Dinge, um ehrlich zu sein, erzähle ich aber lieber die ungewöhnlicheren. Tragen Möbelpacker einen schweren Kasten, kann ich mich kaum halten. So verhält es sich auch, wenn zwei Menschen miteinander streiten. Schon meine Eltern hatten Zeit ihrer Ehe Tag ein, Tag aus, ihre Nörgeleien. Mit der goldenen Hochzeit am Buckel darf einen das nicht weiter verwundern.
Mama regt sich auf
Ich war nur schon als Kind immer froh, dass es meistens eh um nichts Wichtiges ging. Das war stets das Lustigste daran. Es fasziniert mich, dass es Mama nach Jahrzehnten ernsthaft noch immer aufregen kann, dass Papa den Einkaufssack zu weit links abstellt.
Beim Ausseer Kirtag habe ich einmal ein sehr betrunkenes Pärchen in vom Abend gezeichneter, teils rotweingetränkter, teils grasbefleckter Tracht zu vorgerückter Stunde wankend streiten sehen. Ich war deshalb so amüsiert, weil ich kaum ein Wort verstand, die beiden sich über Minuten anlallten. Halbsätze wie „…Sms glesn…!!“ oder „…Du mi a!“ gaben mir Aufschluss darüber, dass es kein romantisches erstes Date gewesen sein kann. Ich lachte gut.
Nun gebe ich offen zu, dass auch mein Partner und ich schon den einen oder anderen Streit hinter uns haben. Doch diese Momente entbehren stets jeglicher Komik. Dann versuche ich mir einzureden, dass ein Streit auch wertvoll sein kann. Solange ich noch streiten kann, ist mir mein Gegenüber, in dem Fall mein Mann, nicht egal. Wenn ich einmal wortlos von dannen ziehen sollte, dann wird der seidene Faden, an dem die Beziehung gehangen sein muss, gerissen sein. Drum räume ich mir ein, der Streitkultur ab und an durchaus zu frönen.
Ausgesperrt aus der Wohnung
Kürzlich war der Stein des Anstoßes nur der, dass wir uns aus der Wohnung ausgesperrt hatten und klar war, dass die knapp 600 Euro, die an einem Sonntag nun mal zu berappen sind – und die Tür scheint eine Hochsicherheitstür zu sein, wie sie der Papst nicht hat – die dümmsten beim Fenster hinausgeworfenen 600 Euro seit Langem waren. Wir stritten, wer denn nun schuld daran war, dass das passieren hat können. Wir wurden lauter und lauter.
Erst ein über uns kreisender noch viel lauterer „Christophorus“ nahm uns akkurat den Wind aus den Segeln wie in einer paradoxen Intervention. Es gibt gerade da draußen wen, dem geht es womöglich wirklich nicht gut. Da waren wir schnell wieder still und friedlich.
Tags darauf entleerte ich einen Reisekoffer übers Balkongeländer, bisserl Sand wollte ich loswerden und übersah eine pinkfarbene Unterhose, welche im Blumenkisterl am Balkon schräg drunter landete.
DAS wird ein Streit. Wenn der mit seiner neuen Geliebten nach Hause kommt, und sie findet mein Wäschestück …
Angelika Niedetzky ist Schauspielerin und Kabarettistin, derzeit mit ihrem 5. Soloprogramm „Der schönste Tag“ und mit den Comedy Hirten auf Tournee durch ganz Österreich.
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