Schweindlteuer, aber gut

Über die Liebe zur MA 48 oder warum man auch ein vermeintlich enttäuschendes Kompliment zu schätzen wissen sollte.
Barbara Beer

Barbara Beer

Unlängst tadelte der Wiener Rechnungshof die Magistratsabteilung 48, auch bekannt als Müllabfuhr, dafür, dass sie zu viel Geld für Werbung ausgibt. Kampagnen wie „Sei kein Schweindl“ haben laut Prüfern in zwei Jahren 5,6 Millionen Euro gekostet.

Im Redaktionskomitee der Wiener Ansichten sorgte das für Diskussionen. Waren die einen der Meinung, auch sie würden sich den genialen Schweindl-Slogan teuer bezahlen lassen, fanden die anderen: rausgeschmissenes Geld. Wiens orangefarbene Truppe, im Volksmund 48er genannt, ist nämlich auch ohne schweindlteure Öffentlichkeitsarbeit in aller Welt anerkannt.

Jede Stadt ist für irgendetwas berühmt. Paris für die Mode, Rom für den Papst, Neapel für Müllberge, Mafia und Pizza. Erzählen Sie jedoch im Ausland, dass Sie aus Wien kommen, werden Sie nicht selten Lobreden auf die Sauberkeit der Stadt an der Donau hören.

Das ist im ersten Moment natürlich immer ein bisschen enttäuschend. Lieber würden man hören, wie freundlich und weltoffen Wien ist, wie die Wiener einander schon frühmorgens in der U-Bahn ein Lächeln schenken, wie man allerorts von gut gelaunten Menschen begrüßt wird. Oder zumindest, wie gut und günstig der Kaffee hier ist.

Das vernimmt man überraschenderweise eher selten. Doch statt undankbar zu sein, wollen wir uns an dieser Stelle dem vermeintlich kargen Lob anschließen. Wien ist supersauber (zumindest im wörtlichen Sinn). Vor allem aber sind die 48er klasse Typen. Nun kennen wir persönlich natürlich nicht alle, aber Pars pro Toto sei hier der braun gebrannte Feschak aus unserem Grätzel genannt, der so unvergleichlich elegant auf dem Trittbrett seines Müllwagens steht, blitzschnell und mit beinah’ tänzelnder Leichtigkeit zu den Coloniakübeln schwebt und dabei immer noch Zeit für einen charmanten „Grüß’ Sie, gnä’ Frau“-Ruf hat.

Sie halten das für übertrieben? Na gut, dann raunzen wir am Ende noch ein bisserl. Müssen die Wiener Mistkübel eigentlich so schirch sein?

Kommentare