Schuh geht essen: Mondsüchtig
Als alle Welt das Jubiläum der Mondlandung feierte, dachte ich an „Lobo y Luna“. Lobo y Luna ist ein spanisches Restaurant im sechsten Wiener Gemeindebezirk und sinnigerweise ist die Adresse auch: Mondscheingasse 2. Lobo heißt, glaube ich, Wolf, und was tut der Wolf, wenn der Tag lang war, in der Nacht? Er heult den Mond an.
Von so einem Geheul weit entfernt ist die „Mondscheinsonate“, ein Name, der ihr erst nach dem Tod Beethovens verpasst wurde. Zuvor hieß sie „Laubensonate“, denn Beethoven hatte ihren ersten Satz in einer Laube komponiert. Man sieht, was man alles mit dem Mond anfangen kann, ohne ihn unbedingt betreten zu müssen.
Ich bin chronisch Auswärtsessender und leider kein Billigesser, aber ich habe meinen Stolz: Ich bin stolz darauf, in einigen hervorragenden Restaurants mehr oder weniger der erste Gast gewesen zu sein. Dafür kann man sich nichts kaufen, man wird auch nicht eingeladen, aber positiv denkende Menschen wie ich haben eine Freude daran, mitansehen zu können, wie aus einem guten Anfang etwas Bleibendes wird. Und aus dem Lobo y Luna ist ganz schön was geworden – ein gut besuchtes Restaurant, das zwei Teile hat: vorne die Bar, mit viel Lärm und Betrieb und einigen Hochsitzen, auf denen Gäste überirdisch thronen.
Solche Erhöhungen mag ich nicht, ich sitze lieber im hinteren Teil des Lokals. Dieser Teil ist eine Höhle, ich bin hier sicher vor der Außenwelt und die Tapas können kommen: „Cerdo desmenuzado“ zum Beispiel oder wie man auf Halbenglisch sagt: „Pulled pork vom Iberico Schwein mit Maiscreme“. Das schmeckt wie es aussieht: einzigartig.
Der Prinzipal des Lokals heißt Clemens Chalupecky, nicht sehr spanisch, aber er hat in Spanien gearbeitet. „Don Clemente“ hätte sein wunderbares Restaurant fast geheißen, klingt sehr mafiös. Was für ein Glück, dass er in der Mondscheingasse beim Mond geblieben ist.
Lobo y Luna
Mondscheingasse 2, 1070 Wien
Tel. 01/944 99 66, loboyluna.at
Geöffnet Dienstag bis Samstag 18 bis 1 Uhr, Küche bis 22.30 Uhr, Feiertag geschlossen
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