Rad, Buchdruck, Selfie

"Ohrwaschl": Menschen suchen inzwischen Zuflucht bei der plastischen Chirurgie, um ihrem Selfie-Ich ähnlich zu sehen.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Erfindungen, die die Welt veränderten, waren früher das Rad, der Buchdruck oder das Bier. Heute verändert das Selfie die Welt: Es nötigt Menschen, sich ständig selbst abzulichten, die abgebildete Person dann mit Hilfe optischer Optimierungsapps in einen faltenfreien, symmetrischen Einheitskörper umzuwandeln, der so lang gepostet wird, bis man sich selbst im Spiegel nicht wiedererkennt und bei der plastischen Chirurgie Zuflucht sucht, um der Selbstentfremdung Einhalt zu gebieten und dem Selfie-Ich ähnlich zu sehen.

Die Weltveränderung geht inzwischen so weit, dass Hotels, Bars und Restaurants in Selfie-tauglicher Architektur eingerichtet werden. Sogar Schlägereien um die besten Selfie-Spots finden statt, dieser Tage kam es zu einem Polizeieinsatz am Trevi-Brunnen in Rom.

Die gute Nachricht: Wir leben angeblich schon in der Post-Selfie-Ära, der neueste Trend gehe zu persönlicher Kontaktaufnahme bis hin zu der mutigen Frage: „Würden Sie bitte ein Foto von mir/uns machen?“ Eine revolutionäre Idee. Aber: Wer kann das heute noch? Die meisten Menschen wissen nur mehr, wie man sich selbst ins beste Licht rückt.

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