Queen-Begräbnis: Wandertag mit Alltagskrone und Dudelsack

Queen-Begräbnis: Wandertag mit Alltagskrone und Dudelsack
Diszipliniert bis in die Zehenspitzen vor dem Fernseh-Gerät.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Viele werden sich an ihre Schulzeit erinnert haben: So ein Königinnen-Begräbnis ist wie ein großer Wandertag. Zuerst sagt die Lehrerin (diesfalls ORF-Moderatorin Eva Pölzl): „Guten Morgen, heute ist ein großer Tag.“

Und der Tag besteht dann in erster Linie aus Gehen, Warten, Stehen, der Besichtigung von Kirchen und Schlössern. Gesungen wird auch, manchmal weint jemand. Und es dauert immer zu lange. Ich hab’ Hunger, ich muss aufs Klo, simma bald da? Da ist es nur fair, dass sogar die Staatsoberhäupter im Blaguss-Bus fahren mussten. Bekamen die auch Jausensackeln mit Mannerschnitten und Sunkist?

Einen wesentlichen Unterschied konnte man aber doch feststellen: Beim Queen-Begräbnis gab es zwei Schweigeminuten – beim Wandertag wäre das undenkbar.

Ansonsten ist so ein Begräbnis bei Königs in erster Linie lang und laut. Wenn wir sterben, gibt es warme Worte (hoffentlich), wenn wir Pech haben (oder Glück, je nach Geschmack), „Time To Say Goodbye“, danach gehen die Hinterbliebenen etwas trinken. Bei der Queen schießen Kanonen, läuten Hunderte Glocken, dudeln Dudelsäcke und brüllen ständig Offiziere auf ihre Soldaten ein. „Ganz großes Theater“, wie ORF-Kommentator Roland Adrowitzer richtig anmerkte.

Neue Knöpfe

Aber lehrreich ist das Ganze auch: Wir lernen, dass jetzt Hunderttausende Uniformen neue Knöpfe brauchen (mit den Initialen des Königs). Auch das wird man wegen uns einmal eher nicht machen.

Außerdem haben wir gelernt: König Charles „hat das Image des etwas anstrengenden Gescheitlers gehabt“, verrät der mit einer Extrapackung trockenen Humors ausgerüstete Adrowitzer. Das heißt, wenn Charles keine Lust mehr auf die Krone hat, kann er im zweiten Bildungsweg  Twitter-Profi werden.

Und der ORF tut auch etwas für unsere Allgemeinbildung: Da beim Begräbnis von Königin Victoria die Pferde gescheut haben, wird die Lafette mit dem Sarg jetzt von Matrosen gezogen. Denn, so Roland Adrowitzer: „Soldaten scheuen nicht.“ „Die Tiere sind unberechenbarer als der Mensch“, erklärte der Militärexperte Christoph Hatschek. Nicht unbedingt, möchte man ergänzen.

Und auch für die Kraftfahrer unter uns gab es Trost. Die britischen Luxusfahrzeuge sind zwar „wirklich schöne Autos“ (Birgit Fenderl). Aber: „Zum Einparken ein bisschen mühsam“ (Adrowitzer). Und da reden wir noch gar nicht von den königlichen Kutschen!

Apropos Trost: Auch die Menschen des hohen, mittleren und flachen Adels haben ein unübersichtliches Privatleben: Prinz Andrew und seine Exfrau Sarah Ferguson leben angeblich wieder zusammen, weiß die ORF-„Adelsexpertin“ Marion Nachtwey. Dafür ist Prinzessin Anne „diszipliniert bis in die Zehenspitzen“. Daran können wir, die wir oft an undisziplinierten Spitzen der kleinen Zehen laborieren, uns ein Beispiel nehmen!

Und noch etwas Schönes: Die Königin hatte offenbar verschiedene Kronen, darunter eine „Alltagskrone“. Die meisten von uns haben ja höchstens ein oder zwei Kronen. Außerdem hatte die Queen einen persönlichen Dudelsackpfeifer, auch so etwas kann man nicht in jedem Baumarkt kaufen. Und auch Überraschendes kam ans Tageslicht: „Diana hat“, so wusste Nachtwey, „ihren 25. Todestag begangen“. Wie sie den wohl gefeiert hat?

Übrigens: Ein von Heute angekündigtes Wunder blieb aus: „An dieser Stelle wird der Sarg der Queen heute nach der Beerdigung vorüberziehen“, schrieb die Gratiszeitung. Der Sarg blieb aber nach der Beerdigung dort, wo er war. Das gilt nicht nur für die Queen, das gilt für uns alle.

Da fallen uns doch die berühmten Worte der Queen ein, als man ihr, ohne sie zu erkennen, sagte, sie sehe der Königin so ähnlich: „Wie beruhigend.“

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