Präventionsparadoxon

Corona-Maßnahmen: Wie Erfolg zu Unzufriedenheit führt.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Einst assoziierte das Sprachzentrum des Österreichers mit Herde die Mehrzahl eines Küchengeräts. Heute wägt es ab, ob es um Infektions-Herde, wie etwa Ski-Hütten, geht – oder um den Immunitätsgrad der Österreicher-Herde.

Der Sprachgebrauch spricht eine deutliche Sprache: Während sich Experten, wie der Berliner Virologe Christian Drosten, noch Mitte März wortreich entschuldigten, wenn sie Begriffe wie Herde oder Durchseuchung in Zusammenhang mit Menschen verwendeten, haben Vokabel wie Herdenimmunität und  Durchseuchungsgrad inzwischen längst Eingang in den Sprachgebrauch der Herde gefunden.

Und jetzt kommt ein neues Wort: das Präventionsparadoxon. Auch das hat der erwähnte Berliner Virologe (in einem Interview mit dem britischen Guardian) aufgebracht. Er meint damit, dass der Erfolg der Präventionsmaßnahmen paradoxerweise zu Unzufriedenheit führe – und zu dem Vorwurf, die Politik habe überreagiert. Was der Berliner nicht wissen kann: Das Präventionsparadoxon ist ein klassisches Wiener Raunzphänomen. Wenn alles gut läuft, findet der Wiener den Fehler, auch wenn es gar keinen gibt.

Kommentare