Paris ist wie Wien, äh, fast
Ausschließlich zu Recherchezwecken begab sich das Redaktionskomitee der Wiener Ansichten nun in die französische Hauptstadt. Paris wird dieser Tage angesichts der Verkehrspolitik der sozialistischen Bürgermeisterin Anne Hidalgo ja international als Vorzeigestadt bezeichnet. Weniger Auto, mehr Rad – das ist das Ziel.
Mehr als 50 Kilometer Pop-up-Radwege, die während der Pandemie mit Betonblöcken von Autospuren abgetrennt wurden, werden jetzt in dauerhafte Radstreifen umgebaut. Das wollten wir sehen. Nun kann auch das geschulte Auge der Chronikreporterin diesfalls nur wenig mehr, als den oberflächlichen Eindruck der Touristin bestätigen. Nach sorgsamem Abwägen haben wir dennoch beschlossen, Ihnen davon zu berichten. Denn die Erfahrung hat gezeigt: Viele von Ihnen mögen die Urlaubserinnerungen des Redaktionskomitees. (Bis auf den Herrn aus Tirol. Den bitten wir, jetzt umzublättern).
Radfahrer sieht man in Paris tatsächlich viele, dazu kommen etliche E-Scooter-Benutzer in Anzug und Krawatte. Der Roller wird als Verkehrsmittel, nicht als Spielzeug benutzt. Die strengen Regeln, was Geschwindigkeit und „falsch Parken“ betrifft, scheinen zu wirken. Durchwachsen hingegen verlief der autofreie Tag: Kleine Gässchen wurden abgesperrt, auf den großen Boulevards stiegen Taxler und Diplomatenchauffeure umso kräftiger aufs Gas. Was uns zu jenem Punkt führt, der in Wien enthusiastisch besprochen wird. Tempo 30 in der ganzen Stadt. Stammleser dieser Kolumne wissen, dass auch die Mehrheit des Redaktionskomitees Geschwindigkeitsbeschränkungen positiv gegenübersteht. Allein, die Herausforderung liegt in der Durchsetzung dieser. Unsere Beobachtung: Wo keine Kontrolle, wird auch in Paris schneller gefahren, als erlaubt. Nur am rechten Seine-Ufer vor dem Rathaus bremsen die Autofahrer kurz. Vielleicht, um Madame Hidalgo zu winken?
Runter vom Gas für mehr Sicherheit und weniger Abgase. Aber nur, wenn wer hinschaut.
Paris ist manchmal ganz schön Wien.
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