Paaradox: Wer bin ich?

Paaradox: Wer bin ich?
Speichername. Was uns das Aufleuchten des Handy-Displays über unsere Ehe verrät.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Sie

Kürzlich sah ich unfreiwillig wie eine Frau, die vor mir im Kino saß, eine SMS auf ihrem Handy öffnete. Ich konnte nix lesen, aber ich sah den Absender   – da stand Life Compagnon. Ich kenne Leute, die speichern ihre Liebsten  als Hasili oder Schnurzi ein, aber Life Compagnon? Hm.

M Punkt Hufnagl oder was?

Doch genau genommen bin ich noch viel schlimmer. Den Mann nebenan habe ich schlicht als M Punkt Hufnagl abgespeichert.  Eher unsexy. Julia Capulet hätte sich für Romeo Montague sicher Spritzigeres ausgedacht, etwa: Loverboy, Mister Big oder Geilster Hengst ever. Höchste Zeit, etwas zu verändern. Zumal ich gelesen habe, dass ich das, was ich ausstrahle, vom Partner zurückbekomme. Wenn ich also mehr Hasili-Energie ausstrahle, bekomme ich vielleicht morgen ein Ringili. Ich begann, eine Liste mit Kosenamen zu schreiben. Klar war, was gar nicht geht:  Kuschelbär. Der totale Downer für seinen Testosteronlevel, riskant in Sachen Ring. Was ihm fix gefiele: Sportgott. Doch was sollen sich Leute denken, die hinter mir im Kino sitzen und sehen, dass mich  Gott persönlich anruft? Bruce Willis II wäre eine Option, die er sicher extrem suprig finden würde. Wo er sich doch irgendwie als Klon des Actionhelds fühlt. Das Blöde: Ich fühle das nicht. Für mich ist er eher im Schnurzi-Reich angesiedelt. So fad wie unoriginell. Also befragte ich Google und bekam folgende Vorschläge: Wilder Tiger (klingt wie das Profil einer Sexkontaktanzeige). Puschelchen (könnte sein, dass ich dann ausziehen müsste). Zwergbüffel (könnte sein, dass er mich dann auch enteignen lässt).  Adonis (nojo). Aktueller Stand der Dinge: Ich bin sehr unschlüssig. Derzeit schwanke ich zwischen Faultier, Lieblingsmensch und Herzkasperl. 

Paaradox-Lesung: 8. 5. Perchtoldsdorf

gabriele.kuhn@kurier.at

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Er

Meine Frau belebt unseren Alltag ja gerne mit jener Aura, die mir vermittelt, dass nur sie den großen Fragen des Lebens  auf der Spur ist. Leider offenbart sie diese Suche nach der Essenz („Wann schneidest du die Hainbuche zurück?“) oft einmal in den ungünstigsten Momenten. Und so saß ich unlängst vor dem Fernseher, um die Salzburger Fußballer bei der Erschaffung eines Wunders  zu bestaunen, als sich gnä Kuhn mit diesem existenzialistischen Das-Sein-und-das-Nichts-Blick vor mir aufpflanzte und fragte: „Duhu? Unter was hast du mich eigentlich im Handy gespeichert?“ Diese Recherche verblüffte mich so sehr, dass ich ernsthaft überlegen musste, ehe es mir einfiel – unter „Gaby Kurier“. Das mag sonderbar  anmuten, ist aber lediglich ein Relikt aus jener Zeit, als sie drei Nummern  hatte.

Schatzi-Profil

Ich kann in dieser bedeutenden Speicher-Facette des Lebens einen gewissen Pragmatismus nicht leugnen, und ich ahne, dass die Liebste viel lieber unter „Sonnenschein“, „Madame Oh Là Là“ oder zumindest „As Kuhn as possible“ auf meinem Display aufleuchten  würde. Nur, ich erinnere mich noch gut daran,  als ich mich einst zum Zwecke ehelichen Frohlockens bemühte, in den Tiefen der Smartphone-Einstellungen (Subgruppe Anrufererkennung) ein besonders liebevolles Schatzi-Profil zu erstellen. Das endete wegen meiner limitierten technischen Fähigkeiten jedoch damit, dass ich meinen Klingelton („The Number of the Beast“ von Iron Maiden) versehentlich ihr zuordnete ... und die Diskussion will echt niemand führen. Daher lasse ich alles beim Alten und lächle, wenn „Gaby Kurier“ erscheint und sagt: „Milch brauch’ma.“

Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 9. 5. Langenlois, 29. 5. Baden, 8. 6. Guntramsdorf, 14. 6. Wien (Studio Akzent)

michael.hufnagl@kurier.at

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