Paaradox: Und weg war er ...
Sie
Bei uns gibt’s Geister. Wie sich das äußert? Kommt auf den Geist an, doch fix ist: Sie haben es auf den Mann nebenan abgesehen. Da wäre etwa der Worddokumente-Dracula, der nicht das Blut, sondern die Texte des Mitbewohners saugt. Just, wenn der Gute in 20 Minuten einen 10.000-Zeichen-Text fertig haben müsste und meint: Super, nur mehr 8000 Zeichen! Doch plötzlich ist der Text weg. Hufnagl’sche Empörung: Warum nur? Ich hab gar nix g’macht. Eh nicht. Außer zur Arbeitsauflockerung vier Streams zum Thema Tore aus vier Jahrzehnten gleichzeitig geschaut, die das Ding zum Absturz brachten. Und mit ihm diesen Text ohne Namen und Speicherplatz (ja, richtig gelesen).
Fiese Energiesauger
Die bösen Geister haben auch Appetit auf die Beweise dafür, dass der Mann nebenan existiert. Die Geburtsurkunde ist seit Wochen verschwunden. Es kann nur ein Geist gewesen sein, der sie zwischen den Kochbüchern Wie brate ich ein Steak? und Heitere Knödelküche platziert hat. Schließlich das Socken-Hemd-Unterhosen-Fresserchen. Eine speziell fiese Figur, die als Dämon in ihn schlüpft, um ihn zombiemäßig wiederholen zu lassen: Schatzi, wo sind meine grauen Socken? Schatzi, wo ist mein blaues Hemd? Schatzi, ich finde kein einzige Unterhose mehr. Energiesauger! Irgendwo habe ich gelesen, was in solchen Fällen helfen würde: Pfahl ins Herz oder Knoblauch. Ich sage daher gerne: Ich weiß nicht, ich weiß nicht und ich weiß nicht – aber gemma auf Knoblauchspaghetti? Oh Wunder! Nach dem dritten Achtel und einem Berg Nudeln mit sehr viel Knoblauch schwindet das Böse. Und daheim ist da plötzlich ein Wäschekorb mit Socken, Hemden, Unterhosen. Es muss die gute Fee gewesen sein.
Paaradox-Lesetermin: 23. 11., Kottingbrunn
gabriele.kuhnfacebook.com/GabrieleKuhn60
Er
Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass mich der höchst eigenwillige Charakter unseres Computers gelegentlich rasend macht. Vor allem, wenn er selbstständig Entscheidungen trifft und dem offenbar unbändigen Verlangen folgt, sich permanent updaten zu müssen. Kaum etwas bringt mich mehr an die Grenzen meiner Beherrschung als die Kombination aus den Worten Bitte schalten Sie den Computer nicht ab und einem in öder Langsamkeit arbeitenden Prozente-Balken. Geduld gehört leider nicht zu meinen lobenswerten Tugenden, und derlei Prozesse finden garantiert immer statt, wenn ich mit einem Text ohnehin spät dran bin. Doch damit nicht genug.
Gereiztheit
Wenn mich das Schicksal prüft, dann richtig. Und so geschah es tatsächlich, dass ich gleich mehrere Texte, die ich nach demselben Prinzip wie immer gespeichert habe, nicht mehr fand. Ich klickte mich wie ein Irrer durch die Dateien, aber ... nix. Das wertvolle Gut hatte sich in den Tiefen des PC versteckt und ließ sich auch nicht durch ein aufmunterndes „So ein elender Schas“ oder „Verdammtes Trotteldrecksgerät“ wiederentdecken. Was ich in solchen Momenten maximaler Gereiztheit brauche, sind Eingebungen. Aber nicht den Auftritt meiner Frau, die mich mit wertvollen Lebensweisheiten („Durch Fluchen wird’s nicht besser“), lösungsorientierten Fragen („Was hast jetzt schon wieder g’macht?“) und fachkundigen Tipps („Vielleicht solltest einmal aus- und wieder einschalten“) versorgt. Am Ende lachte sie sogar und sprach: „Lustig, wie oft du etwas nicht findest.“ Da wollte ich ihr laut mitteilen, sie möge endlich ... aber ich fand keine Worte.
Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 20. 11. Wien (Akzent), 24. 11. Klosterneuburg, 27. 11. Rothneusiedl, 28. 11. Mödling
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