Paaradox: Erziehungsfragen

Gabriele Kuhn und Michael Hufnagl
Einst ging es darum, die Kinder mit gemeinsamer Stimme auf den richtigen Weg zu führen. Mittlerweile ist es nur mehr der Hund, der unsere Grenzen auslotet.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Sie

Wir sind eins: So lautete unser Erziehungsmantra. Wenn ich zu einem der Kinder sagte, um Mitternacht bist du daheim, sagte der Mann nebenan das Gleiche. Das war schwierig für ihn, im Ringen um den Sonnenplatz im Leben der Tochter oder im Rennen um den Preis Coolster Johnny ever beim Sohn. Dennoch verschmolzen wir zur Gebote-Ganzheit. Und so seufzen die (erwachsenen) Kinder heute noch: Ihr zwei ward’s mühsam. Das können wir eins zu eins zurückgeben, Herzis.

Zucht und Unordnung

Die Kinder sind weg, aber wen erziehen wir jetzt? Uns selbst – und den Hund namens Gusti. Von Einigkeit keine Rede mehr, da haben wir unterschiedliche Zugänge. Und so kann’s einen ganzen Waldspaziergang lang vorkommen, dass wir darüber diskutieren, ob man den Herrn Hund vorm Stockiwerfen erst Sitz! und dann Lauf! oder besser erst Platz! dann Lauf! zurufen soll. Und ob man die Stocki-Rückgabe von Gusti mit Keksi belohnen müsse oder nicht. Ich, die sogar in den Nischen eines Cocktailkleids Hundekeksbröseln findet, weil ich immer und überall Hundekekse mit habe, (selbst wenn das Tier nicht dabei ist), belohne gerne auf diese Art. Der Mann nebenan findet allerdings, dass der Hund nebenan das „auch so“ lernen müsse, O-Ton: Du immer mit dem Montessorischwachsinn! Gelegentlich reißen wir einander während eines Hundespaziergangs die Leine aus den Händen, weil der jeweils andere denkt, er sei die kompetentere Führungskraft. Letztens war auf einmal alles anders. Ich führte, der Hund folgte, der Hufnagl hatte daran, oh Wunder, nix auszusetzen. Und so lobte ich den Gatten, wie einst in der Hundeschule gelernt: „Faainnnn!“ Fehlte nur noch das Keksi für den Mann nebenan. Die Frage ist also: Wie bringe ich eine Leberkässemmel in meine Manteltasche?

Unser Kabarett: 9. 5., Rabenhof; 27. 3. Mödling, 28. 3. Langenlois, 2. 10. Bettfedernfabrik; 16. 10. Stallheater Königstetten, 16.11. Hagenbrunn

gabriele.kuhn / facebook.com/GabrieleKuhn60

Er

Es begann schon der bei Namenswahl: Ich sah vor eineinhalb Jahren den Baby-Halunken und wusste: Das ist ein Gustav! Und wer das nicht sofort erkennt, ist seiner nicht würdig. Frau und Tochter begaben sich in geheimen Treffen trotzdem auf die Suche nach einem Namen „mit ein bisserl mehr fröhlicher Leichtigkeit“. Aber ich war damals in einer recht guten Verhandlungsposition, weil ich wollte einen neuen Hund durchaus gerne, die beiden indes wollten ihn unbedingt. Also wirbelt seither Gusti (oder auch Gustavo, Gustolino, Gustinger, Gustafsson, Gustafa, Gustlbert bzw. Gauner, Schöni, Herzbube, Herr Frechdachs, Käpt’n Weichohr, usw.) durch unser Leben.  Und wer so einem Charmeur je tief in die Augen  geblickt hat, weiß, welche große Bedeutung Durchsetzungsvermögen hat.

Minimalismus

Daher war einst auch die Hundeschule die erste Mission. Aber leider verlor gnä Frauli mit der einsetzenden herbstlichen  Kälte und Nässe bald die Lust, stundenlang auf der gefrorenen Kommandowiese  herumzustehen und sprachlichen Minimalismus („Lauf! Hier! Fuß! Platz! Braaaaaav!“) zu pflegen. Daher war ich in weiterer Folge die meiste Zeit allein damit beschäftigt, den König der Leckerli-Ignoranten mit so genannter „liebevoller Strenge“ zu sozialisieren. Was nichts daran änderte, dass es fernab der Hundeschule eine Liebste gab, die – eh klar – alles viel besser wusste („Beim Gusti muss man das listiger anlegen“). Und die mir als Frau Schlau vor jeder Exkursion in den Bildungsauftragswald vermittelte, sie sei die wahre Erziehungsberechtigte, die diesmal ausnahmsweise nur mich zum Elternsprechtag schickt. „Sag’ denen ...“ sagte sie gerne. Und „Frag’ die, warum ...“  Leider funktioniert das Kommando  „Stups’ sie!“ (und zwar so lange, bis sie still ist) noch nicht. Aber Gustav und ich arbeiten daran.


Solo-Programm „Abend mit einem Mannsbild“: 13. 3. Bad Fischau (Schloss), 17. 3. Wien (Café Schopenhauer)

michael.hufnagl / facebook.com/michael.hufnagl9

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