Das arme Würstel

Gedanken zum unerschöpflichen Wiener Wüstelstand-Wissen
Barbara Beer

Barbara Beer

Nun ist es ja so, dass man als Kolumnistin gerne frisch erworbenes Wissen mit seinen Leserinnen und Lesern teilt. Das birgt natürlich Gefahren, denn man entblößt auf diese Weise sein bisheriges Unwissen. Sei’s drum, wir riskieren es. Allerdings werden wir nicht mit der Phrase „Wussten Sie, dass …“ beginnen, denn selbstverständlich gibt es unter Ihnen nicht wenige, die wussten. Wir halten also fest, was uns ein Wiener Kulturwissenschaftler unlängst berichtete. Dass es nämlich an heimischen Würstelständen ein Ding namens Opferwurst gibt. Das ist die Wurst, die als erstes aufgeschnitten und ins Würstelkochwasser gelegt wird, um diesem entsprechendes Aroma zu verleihen. Das arme Würstel wird den anderen also geopfert.

Nehmt das, ihr stolzen Touristen, die sich so gerne ihres Wiener-Würstelstand-Wissens rühmen! Wer braucht schon eine Eitrige mit Bugl samt Krokodü und 16er-Blech, wenn er eine Opferwurst haben kann?