Obacht! Kitschalarm!

"ÜberLeben": Ich mag Geschenke. Und ich mag schenken.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Obacht, Kitschalarm! Aber ich mag Kitsch. Ich gestatte mir zwar nicht oft, dieser Neigung nachzugeben (ich achte z. B. darauf, nicht zu oft ABBA zu hören), aber zu Weihnachten lasse ich meine Freude am Kitsch ohne Leine und Beißkorb frei laufen, ein bisschen zumindest.

Daher ein Geständnis: Die Version von „Silent Night“, gesungen von Michael Bolton, macht mich völlig wehrlos. Zuerst  schmachtet er mehr, als er singt, gerade, dass er die Töne leicht antippt. Dann kommen im ersten Refrain ein paar vokale Turnübungen, die weder stören, noch viel bringen, bevor er dann in der zweiten Strophe zu röhren beginnt und die Töne gen Himmel stemmt. Aber so richtig legt das Lied dann mit der dritten Strophe los, nach einem Tonartwechsel zeigt Bolton, dass er nicht nur ein großer Schnulzist ist, sondern so richtig viel Soul besitzt, wenn er sich traut. Die ganze Interpretation liegt gefährlich nah an dem, was Amerikaner so gerne hören, wenn vor dem Super Bowl jemand die Hymne interpretiert, es schrammt haarscharf an der Geschmacklosigkeit vorbei – und erzielt doch ganz große Wirkung.

Ich gebe es ja nicht gerne zu, aber in Wahrheit liebe ich Weihnachten. Ich mag es, wenn Menschen nett zueinander sind (oder es zumindest versuchen), ich mag es, wenn miteinander gesungen wird, egal, wie falsch es auch klingen mag, ich mag es, wenn alle miteinander essen und trinken, bis nicht nur der Geschirrspüler voll bis an den Rand ist.

Und ich mag Geschenke. Ich liebe es, wenn man mir etwas schenkt, wenn sich jemand Gedanken darüber gemacht hat, wie er mir Freude bereiten könnte. Und noch mehr liebe ich es, zu schenken. Es gibt kaum ein besseres Gefühl, als zu erleben, wie ein lieber Mensch etwas auspackt, das Geschenk sieht, die Idee dahinter erkennt, und dann zu strahlen beginnt. Das hat mehr mit dem Sinn von Weihnachten gemeinsam, als oft behauptet wird.

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