Neuer Zeithorizont

Kein Hahn kräht derzeit nach der Zeitumstellung oder deren Abschaffung. Die Welt und die Uhrzeiger drehen sich einfach weiter.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Endlich herrscht Frieden, zu einem Thema, das so heftig polarisiert hat: die Zeitumstellung. Während Gegner und Befürworter der Sommerzeit früher zweimal jährlich unter heftigem Schimpfzwang standen, werden seit der Pandemie ganz andere Themen bestritten. Beim EU-Rat der für das Thema zuständigen Verkehrsminister zum Beispiel wurde seit 2019 nicht mehr über die Zeit diskutiert. Der Zeit ist das egal, die ist unbestechlich (und nein, dieses Wort ist jetzt keine versteckte Impfgegnerbotschaft oder Impf-Stichelei!), aber es macht deutlich, wie zeitnah scheinbar Wichtiges unwichtig wird.

Nach der Befragung von 4,6 Millionen EU-Bürgerinnen und -Bürgern sowie der dringenden Ankündigung, die Mitgliedsstaaten müssten der Abschaffung der Zeitumstellung nun mehrheitlich zustimmen, geschah ... nichts. Die Welt dreht sich einfach unbeirrt weiter wie bisher – und mit ihr die Uhrzeiger. Der Zeithorizont ist ein anderer geworden. Und die dringende Klärung, ob denn die Sommerzeit nun bleiben solle oder nicht, erfolgt in Zeitlupe. Oder vielleicht auch gar nicht. Übrigens: Am Sonntag ist wieder Zeitumstellung. Von Sommerzeit auf Normalzeit. Und das klingt vielversprechend, in einer Welt, in der so gut wie nichts mehr normal zu sein scheint.

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