Neidverdrossen
Der Neid ist die unnötigste Erfindung der Menschheit. Und doch scheint die Neidverlockung derzeit besonders hoch zu sein. In Zeiten großer Not und ebensolcher Hilfsbereitschaft bricht er durch, der Neid auf jene, die wahrlich nicht zu beneiden sind. Die ihr Zuhause, ihr Leben, oft auch Verwandte und Freunde verloren haben.
Und dann macht der Neid, dass Menschen, die scheinbar in Wohlstand und Würde leben dürfen, Dinge sagen, wie, man müsse „den Ukrainern nicht helfen“, denn einige kämen „sogar im Mercedes“. Was genau bedeutet das? Heißt das, ab einem gewissen Kontostand hat man das Recht verwirkt, vor Bomben, Gewalt und Elend zu fliehen? Und sind die Neidverdrossenen nicht genau jene, die angesichts mittelloser Asylwerber erst recht gegen jede Unterstützung sind, weil diese zu arm, also sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge seien?
Es klingt paradox, dass die größte Spendenbereitschaft oft bei jenen zu finden ist, die selbst wenig haben. Aber sie haben eines: Sie haben verstanden, dass Neid weder satt noch zufrieden macht.
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