Mit Donald Trump beim Zahnarzt

"ÜberLeben": Was man sich so zusammendenkt, mit dem Bohrer im Mund.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Kennen Sie das? Man liegt beim Zahnarzt auf dem Behandlungsstuhl und denkt sich die absurdesten Sachen zusammen, nur, damit man nicht an seine Angst denken muss.

Die Zahnärztin, eine frühere Schulfreundin, die ich damals sehr verehrt habe, beugt sich über mein Gesicht und blinzelt mir, meine Angst genau spürend, durch ihr Schutzschild zu. „So nah waren wir uns schon lange nicht mehr“, sagt sie, und ich muss trotz der Angst lachen. Also, so weit man halt lachen kann mit all dem dentistischen Klumpert im Mund.

Und ich denke auf einmal an Donald Trump. Keine Ahnung, warum – Donald Trump hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit meiner Zahnärztin. Meine Zahnärztin ist fesch, klug und sehr mitfühlend. Wie gesagt, beim Zahnarzt denkt man an die absurdesten Dinge. Ich erinnere mich plötzlich wieder an die Wahl von Donald Trump vor etwas mehr als vier Jahren. Meine damalige Freundin und ich hatten eine amerikanische Party zu zweit vorbereitet, mit Burgern,  Chicken Wings und Jack Daniel’s, um die Wahl der ersten Präsidentin zu feiern. In den frühen Morgenstunden saßen wir dann vor dem Fernseher, tranken den Whiskey und sahen uns fassungslos an: Das passiert doch jetzt nicht wirklich, oder?

Hätte mir damals jemand gesagt, was in den kommenden vier Jahren noch alles passieren würde – Ibiza, eine Expertenregierung mit einer Bundeskanzlerin, der Sturm eines randalierenden Mobs aufs Capitol und nicht zuletzt eine  Pandemie mit Ausgangsverboten, Theater- und Geschäftssperren und der Notwendigkeit, mit Kaffeefiltern im Gesicht durch die Gegend zu rennen – ich hätte ihn einweisen lassen.

Was wird noch alles passieren, denke ich mir auf dem Zahnarztstuhl? Die Landung der Außerirdischen? Andererseits: Warum sollten nicht ab jetzt ganz wunderbare, großartige Dinge passieren?

Und es begann damit, dass die Zahnschmerzen weg waren.

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