Gänsemarsch und Weinloben

Eine weiße Gans mit orangefarbenem Schnabel frisst zwischen grünen Pflanzen.
Warum das Martiniloben nicht nur ein Fest, sondern ein Stück burgenländischer Identität ist.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Das Martiniloben ist voll im Gang und man könnte meinen, dass es sich um einen uralten burgenländischen Brauch handle. So selbstverständlich gehört es hier mittlerweile in den Herbst.

Am vergangenen Wochenende war etwa Breitenbrunn an der Reihe. Gols und Purbach folgen ab 7.11., und rund um den Geschriebenstein verbindet man am 8.11. Kalorienaufnahme und Kalorienverbrennung beim „Gänsemarsch 2025“.

Martiniloben ist ein junger Brauch

Tatsächlich ist das „Martiniloben“ aber gar nicht so alt, wie es klingt. Das erste offizielle Martiniloben soll am 11.11.1988 in der Basilika Frauenkirchen stattgefunden haben. Denn es ist die geglückte Zusammenführung von Martini und dem alten Brauch der Weintaufe.

Das Martiniloben hat sich dann rasch etabliert, weil es perfekt ins Burgenland passt: Der Heilige Martin als Landespatron und die Gänse, die ihn, so heißt es, mit ihrem Geschnatter verraten haben, als er Bischof werden sollte; der Wein, der zur Verkostung (zum „Loben“) bereit ist; der November, in dem der Rad- und Sommertourismus endgültig zu Ende ist, aber die Winzer viel zu bieten haben.

Lobōn

Also loben wir den heiligen Martin dafür, dass er als Wirtschaftsfaktor in einer bei uns allzu ruhigen Jahreszeit Geschäft und Stimmung ankurbelt und seinem Bundesland mit einem beliebten Fest beisteht.

Loben wir den Wein und diejenigen, die Jahr für Jahr hart dafür arbeiten, dass das Burgenland einen Ruf als hervorragendes Weinland hat.

Loben wir die, die sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten der naturnahen Gänsehaltung verschrieben haben und die regionale „Weidegans“ anbieten – und die, die diese zubereiten.

Und loben wir auch die einstigen Funktionäre des Neusiedler Bezirksweinbauverbands, denen die Idee für das erste Martiniloben zugeschrieben wird.

Der Begriff „Loben“ fürs Verkosten kommt übrigens vom althochdeutschen lobōn und steht für „anerkennen, rühmen, preisen“. Daher vergessen wir nicht: Wer kostet, sollte auch rühmen.

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