„... lieb, aber halt ein Wissenschafter“

Wissenschaftsskepsis gehörte schon immer zum guten Ton in der Politik
Barbara Beer

Barbara Beer

Heute vor 191 Jahren wurde der Geologe Eduard Suess (1831–1914) geboren. Nun wird vielleicht nicht jeder Leser, jede Leserin laut „Jö“ rufen und sogleich wissend nicken. Aber zu seiner Zeit kannte man den Mann und heute noch profitiert Wien von seinen Leistungen.

1947 wurde eine Gasse nach ihm benannt und bereits 1928 bekam der langjährige Präsident der Akademie der Wissenschaften ein Denkmal am Schwarzenbergplatz. Es war das Jahr, in dem Mauzi nach Wien kam. Mauzi war der Fu Long der 1920er-Jahre. Ein Publikumsliebling im Tiergarten, eingefangen auf einer Afrikareise vom Bankier Alfred Weidenholz, über den es auch sonst nicht viel Gutes zu berichten gibt. Doch nicht Löwin Mauzi, sondern Geologe Suess soll der Star der heutigen Kolumne sein. Beiden errichteten Thomas Hofmann und Mathias Harzhauser in ihrem Buch „Wiener Naturgeschichten“ (Böhlau, 2021) ein Denkmal. Nicht, um das Wirken der Großkatze zu schmälern, muss man sagen: Der Geologe war eindeutig wichtiger für die Stadtgeschichte. Als liberaler Gemeinderat regte er den Bau der ersten Wiener Hochquellwasserleitung an. Außerdem urgierte Suess die Regulierung der Donau, um Wien vor Überschwemmungen zu schützen. Beide Projekte erfuhren heftigen politischen Widerstand. Wie auch heute noch üblich, verunglimpfte man ihn, weil er Gelehrter war. Er sei „ein lieber Mann, aber halt ein Wissenschafter“, urteilte die Konkurrenz über ihn.

Heute weiß man, was man an ihm hatte. Im Juli wurde an Suess’ Wohnhaus in der Afrikanergasse 9 in der Leopoldstadt eine Gedenktafel angebracht. Und auch in der Landesgerichtsstraße 12, wo sein Sohn, der Geologe Franz E. Suess, und dessen Sohn, der Physiker Hans E. Suess, lebten, erinnern Tafeln an die Gelehrtenfamilie.

Eduard Suess dürfte übrigens nicht nur als Wissenschafter viel über die Welt gewusst haben. In seinen Erinnerungen schrieb er: „Menschen kommen und Menschen gehen.“ Man sollte öfter an Eduard Suess denken.

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