Lecker ist leiwand

Blaukraut mit Knedl: "An" Weihnachten prallt österreichisches wieder auf deutsches Deutsch.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Zu Beginn ein Geständnis, nach dem Sie mich vermutlich nicht mehr mögen werden: Ihr Autor verwendet gerne und oft den bösen Begriff „lecker“. Ich finde, er klingt wunderschön, wie etwas, bei dem man sich die Lippen leckt vor lauter Genuss.

Ich wuchs zweisprachig auf: Meine Eltern, beide Deutschlehrer, sprachen Hochdeutsch. Bei uns zu Hause wurde das Imperfekt verwendet, der zweite Konjunktiv, der Genitiv, manchmal sogar die Vorzukunft.  Ich lernte früh, dass „anscheinend“ etwas anderes bedeutet als „scheinbar“. Oder, dass man Menschen weder evakuieren noch exekutieren kann (sondern nur Gebäude bzw. Urteile).

Und Dialekt war bei uns verboten (ich glaubte als Kind tatsächlich, die Gemeinde Vösendorf heiße, richtig ausgesprochen, Felsendorf).

Und dann war da noch meine Oma, gebürtige Schlesierin aus Buselwitz. Sie sprach eine wilde Mischung aus angelerntem Österreichisch und streng deutschem Buselwitzisch. Bei ihr prallten „Tomaten“ lustvoll auf „Drahdiwaberl“, „Blaukraut“ auf  „Knedl“, und „lecker“ auf „leiwand“. Darum mag ich lecker.

(Nur "an Weihnachten" geht gar nicht. An Weihnachten wäre knapp dran, also am 23. Dezember.)

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