Krokodil war leider aus

Essen am Sonntag? Die Auswahl ist überschaubar. Es bleiben Stammwirt oder Arme Ritter.
Barbara Beer

Barbara Beer

Immer, wenn die Kollegen von der Gastro-Kritik was Neues entdeckt haben, will die Mehrheit des Redaktionskomitees der Wiener Ansichten auch hin. Wir notieren die Tipps der Herren Holzer (KURIER-Freizeit), Brenner und Corti (die Konkurrenz) und vergessen sie dann gleich wieder. Und immer, wenn wir zufällig Zeit, Geld und gute Gesellschaft auf einmal haben, wissen wir nicht, wohin mit uns. Insbesondere am Sonntag ist die Suche nach einem vernünftigen Gasthaus eine Herausforderung. Das eine haben wir vergessen, das andere ist ausgebucht und das dritte hat zu. Deshalb gehen wir meistens zum selben Wirten. Der Stammwirt darf natürlich nicht wissen, dass er zu ebendiesem nicht zuletzt aus Mangel an Alternativen geworden ist. Er ist jetzt aber eh auf Urlaub.

Wohin also? Der Automaten-Supermarkt auf der Hernalser Hauptstraße, der sich im Frühjahr als „Nahversorger für Waren des täglichen Bedarfs“ angekündigt hatte – im Sortiment war Krokodilfleisch versprochen! – ist als kulinarisches Sonntagsausflugsziel nur bedingt zu empfehlen. Beim Lokalaugenschein des Redaktionskomitees war Krokodilfleisch aus, die Automaten stattdessen mit Cannabis- und Sexartikeln bestückt. Nur sehr eingeschränkt familientauglich.

Dann halt doch selber kochen. Wenn man vergessen hat, einzukaufen, sind die Kochbücher von der Oma praktisch. Begonnen in der Zwischenkriegszeit, dementsprechend sparsam und daher ideal, wenn man nix daheim hat. Altes Brot, eine Handvoll Mehl, ein paar Brösel und ein Ei: Omas Arme Ritter sind, na ja, zumindest optischso was Ähnliches wie ein Sonntagsschnitzerl. Hauptsache, was Herausgebackenes. Und es tut ganz gut, sich daran zu erinnern, dass Restaurantbesuche ein Luxus unserer Zeit sind. Nicht wissen, in welches Lokal man gehen soll? „Deine Sorgen und dem Rothschild sein Geld“, hätte die Oma dazu gesagt.

PS: Die eine Lokalempfehlung vom Brenner hab ich jetzt wieder gefunden und bin ihr gefolgt. Ich finde, er war zu freundlich. Ich geh doch lieber wieder zum Stammwirten.

Kommentare