Kopfstand statt Aufstand

Der Rahmen des "Denkmöglichen" ist oft nur eine selbst auferlegte Begrenzung.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Ein zeitgeistiger Denkanstoß lautet: "Think out of the box!" Was so viel bedeutet, wie querdenken, über den Tellerrand schauen, Lösungen außerhalb gängiger Muster zu suchen. Denn der Raum, in dem wir üblicherweise nach Lösungen suchen, also der Rahmen des "Denkmöglichen", ist gleichzeitig auch die Begrenzung, die wir uns selbst auferlegen.

Nehmen wir als Beispiel die tausendmal gestellte Frage, wie mit der Digitalisierung umzugehen sei. Der Ex-Manager Anders Indset, heute ein gefragter Keynote Speaker und Wirtschaftsphilosoph (zu sehen im KURIER-Talk am Mittwoch, 20.11. um 19.15 Uhr auf schauTV) stellt Fragen „out of the box“. Etwa: Was kommt NACH der Digitalisierung? Und wie bereiten wir uns darauf vor?

Indsets Antworten sind erfrischend, unkonventionell, schräg, radikal anders. In seinem Bestseller „Quantenwirtschaft“ zeichnet er eine Gesellschaft, die seiner Voraussicht nach mehr Zukunft haben könnte als die heutige. Er sieht die wirtschaftlichen Haupterfordernisse in limitiertem Konsum, perfekter Kreislaufwirtschaft sowie im Erwerb der Kernkompetenzen Liebe, Verstand und Mitgefühl. Er fordert „Denkstunden", also "Kniebeugen für die Rübe“ statt endloser Meetings. Und er plädiert für einen „humanistischen Kapitalismus“.

Das klingt paradox. Fast so, als wolle er der Gesellschaft einen Kopfstand verordnen. Aber vielleicht ist das gar keine schlechte Idee. Wenn man die Dinge auf den Kopf stellt, sieht man womöglich Lösungen, die vorher unsichtbar - und undenkbar - waren.

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