Klo am Gang? Ist okay!

"Anstoß": Bei der Monarchie endet in England eben jeder Modernisierungsgedanke.
Philipp Albrechtsberger

Philipp Albrechtsberger

Der Retro-Chic ist ja gerade der letzte Schrei. In erster Linie natürlich bei der jüngeren Generation, also jenen Menschen, die die Nachteile nicht selbst erlebt haben, die das Althergebrachte zwangsläufig auch mit sich bringt. Eine Stehlampe aus den Sechzigern bringt Licht und Charme in eine Wohnung, nach dem Klo am Gang, das zur gleichen Zeit nicht unüblich war, sehnen sich die Wenigsten.

Früher war nicht alles besser, eher weniger sogar. Das trifft freilich auch auf den Sport zu.

Sehr schön zeigt sich das beim Tennisturnier in Wimbledon, wo Tradition eine identitätsstiftende Rolle einnimmt. Veränderungen werden an der Church Road nur sehr behutsam angegangen. Zwei Jahre lang überlegte man, ob es wirklich eine gute Idee sei, auch veganes Schlagobers zu den Erdbeeren anzubieten. Ist es.

Wichtiger und überfällig war eine andere Neuerung: Bei den Spielerinnen wird seit heuer in den Durchsagen nicht mehr auf den Familienstand hingewiesen (Miss vs. Misses). Den Knicks vor der royalen Ehrenloge auf dem Centre Court gibt’s weiterhin. Bei der Monarchie endet in England eben jeder Modernisierungsgedanke.

Überhaupt der Centre Court. Ziemlich futuristisch und clever mit seinem ausfahrbaren Dach; ziemlich retro und schick mit dem edlen Holzverbau rundherum. Klo gibt’s auch. Im Stadiongang. Ist aber ausnahmsweise in Ordnung.

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