Judenstern

Einbahndenken fernab des Bildungswegs führt mitunter in die intellektuelle Sackgasse.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

"Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann", so lautet eine weitverbreitete – möglicherweise zu optimistische – anatomische Erklärung. Denn wo eine Einbahn, da kein Richtungswechsel möglich. Und Denken fernab des Bildungswegs führt mitunter in die Sackgasse.

Dies zeigt sich derzeit schmerzhaft, wenn man Kreuz- und Querdenker sieht, die sich den Judenstern an die Brust heften, auf dem "Ungeimpft" steht, in exakt jenen seltsam geschwungenen Buchstaben, mit denen die Nazis die hebräische Schrift verhöhnten. Oder wenn Impfgegner Sticker und T-Shirts mit der Aufschrift „Impfen macht frei“ vor sich hertragen, um einen Anklang zur Naziparole „Arbeit macht frei“ herzustellen, die bis heute an den Eingängen zu ehemaligen Konzentrationslagern zu lesen ist.

Morgen ist der Internationale Holocaust-Gedenktag, ein Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Ein Tag, an dem man in fast allen guten Medien gratis Geschichtsbildung bekommt. Mögen viele diesen Tag nutzen. Damit das Denken in den Köpfen vielleicht doch noch die Richtung ändert.

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