Johannas Fest: Soziales Fasten, Dinner via Skype

Was wir von den noch härter getroffenen Italienern in Sachen Umgang mit dem Corona-Virus und dem staatlich verordneten Sozial-Fasten lernen können.
Johanna Zugmann

Johanna Zugmann

Samstag vor einer Woche noch erklärte mir Laura, dass sie sich heute mit ihrem Gespons auf ihren Zweitwohnsitz am Land verfügt hat. Das Museum, für das sie arbeitet, sei gesperrt, sämtliche Special Events bis auf Weiteres abgesagt oder einstweilen verschoben. Ihr Mann Lutz, der in Wien für ein wichtiges internationales Unternehmen arbeitet, kann ohnehin nur noch digital mit seinem Arbeitgeber kommunizieren, da ja schon so gut wie alle Flüge eingestellt sein würden.

Laura freut sich schon auf viel Zeit in ihrem herrlichen Garten, den sie dieses Jahr ziemlich komplett umkrempeln möchte. Und auf liebe Freunde, die sie auf ihrem vorbildlich renovierten Bauernhof besuchen sollen. „Auf meine Sozialkontakte will ich nicht verzichten, die brauche ich wie die Luft zum Atmen!“, konstatierte Laura noch vor neun Tagen. Am „Tag 2“ der staatlich verordneten Ausgangsbeschränkungen klingt das schon anders.

Die ganzseitigen Inserate auf den ersten Seiten der Tageszeitungen und die laufenden TV-Appelle der Regierung, zu Hause zu bleiben, sind nicht ohne Wirkung geblieben.

Die Kurve, mit den zu erwartenden zwei Millionen infizierten Österreichern bis Mai, bei nicht geübtem Verzicht auf Sozialkontakte, ist in allen Köpfen. Einer solchen Verbreitung, die fast einem Viertel der heimischen Bevölkerung entspricht, ist wohl nicht einmal in einer Alcatraz-artigen Festung zu entkommen. Wir halten Abstand, am besten zwei Meter, verzichten auf Umarmung und Begrüßungsküsschen, greifen stattdessen öfter zum Handy oder schicken Mails.

Volle Eiskästen, leere Terminkalender

Wer nicht in der Krisenbekämpfung arbeitet, im Gesundheitswesen, bei der Polizei, in der Politik, der Forschung, in der Grundversorgung, oder in den Medien, hat plötzlich viel Zeit. Es gibt keine Termine mehr, keine Verabredungen, keine Sport- und keine Vereinsveranstaltungen. Die Gehsteige sind hinaufgeklappt, die Straßen und Gassen menschenleer.

Georg informiert mich via SMS, dass er sich mit seiner Familie ebenfalls aufs Land begeben hat. „Zum Glück haben wir den Garten, so hält man das schon aus.“

Da hat er absolut recht. Mein Mann und ich haben am „Tag 1“ im Exil eine schöne Wanderung bei strahlendem Sonnenschein gemacht. Unser vierpfötiges Familienmitglied Amy, eine höchst agile Cocker-Spaniel-Dame, war im Glück. Am Abend haben wir miteinander gekocht. Ganz unaufgeregt.

Glück hat nicht nur, wer in Zeiten wie diesen am Land sein kann und einen Garten mit vor der Haustür hat.

Das allergrößte Glück ist aber, nicht allein zu sein, einen Partner zu haben und Familie unter einem Dach (die außer Haus Lebenden darf man ja nicht mehr treffen).

Unsere Gesellschaft steht unter Quarantäne. Der öffentliche Raum ist kontaminiert. Kontaminiert von Unsicherheit und Angst. Was wir von den noch härter getroffenen Italienern in Sachen Umgang mit dem Corona-Virus und dem staatlich verordneten Sozial-Fasten lernen können? – Unsere südlichen Nachbarn zeigen einander ihre „amore“ mit Balkonkonzerten und laden einander zur Cena digitale (Abendessen via skype) ein. Ganz nach der Devise „Trotz Quarantäne tutto bene!“

Das macht zwar nicht satt, aber gute Stimmung und schafft Zusammengehörigkeitsgefühl. Das beste Medikament gegen die Einsamkeit!

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