Johannas Fest: Normale Tischgesellschaften

„An einem Abend hatte ich Paläos, Veganer, Gluten-Allergiker und Kohlenhydrat-Verweigerer in der Runde“, erinnert sich Nora. – Eins ist sicher: Normale Tischgesellschaften mit Gästen, die alles essen, sind ein Auslaufmodell.
Johanna Zugmann

Johanna Zugmann

Nora ist eine wunderbare Freundin: weltoffen, unternehmungslustig, großzügig und empathisch. Sie ist auch eine hervorragende Gastgeberin und das, obwohl Kochen nicht gerade zu ihren großen Talenten zählt. Deshalb lässt die Rechtsanwältin das Essen so gut wie immer per Lieferdienst kommen. Je nach Anzahl der Gäste und deren verschiedenen Vorlieben, Diäten, Allergien und Unverträglichkeiten kann es auch vorkommen, dass sie in mehreren verschiedenen Restaurants bestellt. Das ist ja in einer Stadt wie Wien eine leichte Übung.

„An einem Abend hatte ich einmal Paläos, Veganer, Gluten-Allergiker und Kohlenhydrat-Verweigerer in der Runde“, erinnert sich die 45-Jährige. – Eins ist sicher: Normale Tischgesellschaften mit Gästen, die alles essen, sind ein Auslaufmodell.
Nora kocht nicht selbst, aber mit der Zusammensetzung ihrer Tafelrunden gibt sie sich umso mehr Mühe. Ausgewogen soll sie sein, die Tischgesellschaft, wenn möglich gleich viele Damen wie Herren, egal ob hetero, lesbisch oder schwul. Hauptsache freundlich und offen für neue Bekanntschaften.

Derzeit tüftelt sie aber an einer völlig neuen Herausforderung: Ihre Freundin Olga outete sich als „non-binär“. Sie fühlt sich weder als Mann noch als Frau. „Wen soll ich da daneben setzen?“, fragte sich Nora. Bei einem Dinner sollte man niemanden speziell aufgrund seiner Geschlechtsidentität zuordnen. Hauptsache jeder Gast – unabhängig von Geschlecht, Geschlechtsidentität, Alter oder Kultur – ist willkommen und fühlt sich wohl.

Nora fand eine salomonische Lösung: Sie lud Olga mit Begleitung ein.

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