Johannas Fest: Kochen, Essen und Selbstdarstellung

Kolumnistin Johanna Zugmann bekommt Gerichte serviert, die einst von berühmten Musikern gekocht wurden.
Johanna Zugmann

Johanna Zugmann

Wenn meine Freundin Susi, eine der besten Köchinnen und Gastgeberinnen, zu Tisch bittet, stimmt einfach alles: Die Wohnung schimmert im Kerzenschein, die Tafel ist mit ausgefallenem Blumenschmuck „instagramable“ dekoriert und aus der Küche strömen verheißungsvolle Düfte. Das Ambiente perfekt macht dann noch die Wohlfühlmusik – französische Chansons von Georges Brassens oder sie kredenzt kreolische Küche zu heißen Rhythmen von den Kapverden. „Einladungen sind wie eine Visitenkarte, eben ein Stück Selbstpräsentation“, weiß die kreative Geschäftsfrau. Laut einem Schweizer Lifestyle-Magazin ist das Posieren mit Gerichten, die andere, vermutlich berühmtere Zeitgenossen, gekocht haben, der letzte Schrei.

Ihr neuestes Faible liegt voll im Trend: Sie kocht Speisen nach, die auf die Tafeln berühmter Musiker gelangt waren. Am Couchtisch erspähe ich ein Buch mit dem Titel „Kochen macht Haydn Spaß – Gerichte mit Geschichte, Geschichten zu Gerichten.“ An diesem Abend servierte Susi als Auftakt „Franzuski Krumbirn“, in der Zeit der napoleonischen Kriege unter dem Namen „Französische Erdäpfel“ bekannt. Dabei handelt es sich um ein burgenländisch-kroatisches Rezept für ein Gratin.

Dazu erzählte sie die Geschichte von Joseph Haydns für 145 Jahre verschollenem Kopf. Den hatten Hobby-Kraniologen (Schädelforscher) nach seiner Beisetzung 1809 stehlen lassen. Sie wollten am Totenkopf überprüfen, ob sich das Genie – wie damals angenommen – in der Schläfenregion lokalisieren lässt. – Ganz schön schaurig! Noch heuer will Susi ihre Gäste mit einem Rossini-Abend beglücken. – Wir kommen gerne!

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