Johannas Fest: Griss um die Lieblingsgäste
In der Adventzeit haben Privateinladungen für gewöhnlich Hochsaison. Zu den vielen Dingen, die unbedingt noch im alten Kalenderjahr erledigt werden wollen, gehört das Treffen mit lieben Freunden, die man schon lange einmal bei sich daheim bewirten wollte. Frühzeitige Planung empfiehlt sich, hofft man auf die Gesellschaft sehr begehrter Gäste, die auch auf anderen Feiern als Fixstarter rangieren.
Private Gastlichkeit unterliegt dem Prinzip „Freiwilligkeit“. Gastgeber laden freiwillig ein, weil sie mit ihren Gästen eine gute Zeit verbringen wollen, Letztere kommen freiwillig mit der gleichen Intention.
Im Laufe der Jahre habe ich allerdings unterschiedliche Druckstufen beobachtet, mit denen Gastgeber besonders umworbene Personen zu einer Zusage bewegen wollen.
Locken: Die einen versuchen, mit kulinarischen Verheißungen zu ködern. Etwa in der Art: „Unser Freund Michele aus dem Piemont kommt uns in zwei Wochen besuchen. Er bringt frische Alba- Trüffeln mit. Die esst ihr doch so gerne.“ Auch für die passende Weinbegleitung sei schon gesorgt, verkündet Regina und streut den potenziellen Gästen Rosen: „Alles, was noch fehlt zu einem unvergesslichen Abend, ist eure Gesellschaft!“
Das ist charmant und wertschätzend.
Ködern: Es müssen nicht immer Trüffeln sein. Ein sehr nettes, ehemals einflussreiches Ehepaar (er war früher Botschafter) versucht es mit Aussichten auf Begegnungen mit Prominenz. „Habt ihr am letzten Mittwoch im November Zeit? Wir haben eine sehr gesellige Runde eingeladen. Künstler, eine Restaurantbesitzerin, zwei Ärzte und wahrscheinlich kommt auch die Ministerin XY“, flötet Nicole, die Evelyn und Andreas zum Kommen bewegen will, ins Telefon. Es ist nicht das erste Mal, dass sie das versucht. Andreas, der Einfluss auf die Haubenvergabe eines Gourmetführers hat, findet unermüdlich Ausreden. – Warum?
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