Ja zu Caterina Valente

Stellen Sie sich vor, diese Kolumne hieße "St. Pöltner Ansichten". Oder lieber doch nicht.
Barbara Beer

Barbara Beer

Jüngst teilte uns ein Bekannter, K., mit, er ärgere sich öfters über die „Wiener Ansichten“, weil diese so „fortschrittsfeindlich“ seien.

Das hat uns im Redaktionskomitee natürlich gewurmt, der eine oder andere war gar gekränkt, man ist ja nicht frei von Eitelkeit. Wir haben darüber nachgedacht und uns gefragt, was K. wohl meinen könnte.

(Ob der Hinweis, dass K. für ein Unternehmen der Stadt Wien arbeitet, an dieser Stelle sachdienlich ist, sei dahin gestellt.)

Wir finden unsere Ansichten die Hauptstadt betreffend ja immer recht ausgewogen, vor allem die Müllabfuhr kommt gut weg bei uns. Und was glauben Sie, wie harsch wir erst mit St. Pölten umgehen würden, wäre dieses hier Thema!

St. Pöltner Ansichten!

Na, lieber nicht.

Zurück zu K. Wir vermuten, er stößt sich daran, dass hier oft zu lesen ist, dass die Kärntner Straße dank grottiger Souvenir- und anderer Ramschläden immer hässlicher wird;

dass Ensemblepflege und Denkmalschutz in Wien allzu oft leere Schlagwörter sind und dass wer will, immer Wege findet, Erhaltenswertes abzureißen;

dass die letzten Grünflächen Wiens zugebaut werden, und zwar ziemlich oft mit Anlageobjekten statt mit dem seitens der Stadt propagierten wichtigen leistbaren Wohnbau;

dass Wien und Österreich insgesamt nicht noch mehr Shoppingcenter brauchen;

und dass es nervt, dass alle nur mehr ins Handy starren (an dieser Stelle eine Nachricht an die Frau vom Roten Berg, die sich beim Gassigehen immer nur ums Handy statt ums Hundi kümmert: Ihr Hund will nicht noch ein Leckerli! Er ist eh schon so blad! Er will, dass Sie mit ihm reden!)

Puh, ja, tatsächlich. Das ist alles sehr fortschrittsfeindlich.

Und jetzt?

Willi Resetarits sagte in seiner beliebten Radiosendung „Trost und Rat“ einmal, er werde regelmäßig dafür kritisiert, dass er immer Caterina Valente spiele.

Er sagte: Stimmt, ich spiele immer Caterina Valente.

Und dann legte er eine Platte von Caterina Valente auf.