Interessant

Die einen gehen barfuß auf den Nanga Parbat. Die anderen überfallen ihre Nachbarn.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

„Die Figuren, die Probleme haben, sind halt die interessanteren“, sagt der hinreißende Schauspieler Nicholas Ofczarek im KURIER-Interview.  „Wenn es keine Abgründe gibt, fehlt es an Dramatik.“ Klar, wenn Macbeth nach gewonnener Schlacht einfach nach Hause geht, Tee trinkt und im Fernsehen die schottische Liga schaut, anstatt den König zu meucheln, wäre das Stück eher langweilig.

Vielleicht mögen wir diese „Interessanten“ in der Kunst  deshalb so, weil wir uns in ihnen wiedererkennen. Ofczarek: „Das ist uns allen gemeinsam, dass wir vor unseren Abgründen fliehen.“

Die meisten von uns kommen damit ganz gut zurecht, suchen sich schöne Hobbys wie Briefmarkensammeln, besteigen den Nanga Parbat ohne Socken oder konsultieren im Notfall einen Therapeuten.

Manche aber fliehen vor ihren Abgründen gleich so weit, dass sie ihre Nachbarn überfallen. Auf diese Form des Interessantseins könnte die Welt gut verzichten.

 

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