Diese verdammte Küche
Planen und Bauen aus der Überzeugung heraus, das Leben der Menschen verbessern zu wollen: Davon war das Leben der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky geprägt. Sie wurde 1897 in ein von Gegensätzen geprägtes Wien hineingeboren. Hier die prachtvolle Ringstraße mit ihren Palais, Cafés und Museen; dort, in den Vorstädten, bittere Armut und Wohnungsnot. Die soziale Frage drängte, die Stadt benötigte ein soziales Bauprogramm. Margarete Schütte-Lihotzky, die erste Architektin Österreichs, beteiligte sich daran.
Leicht hat sie es dabei nie gehabt, von Anfang an nicht. Josef Hoffmann nahm grundsätzlich keine Studentinnen in seine Architekturklassen auf, er war der Meinung, dass Frauen ohnehin heiraten, sie zu unterrichten „lohne sich nicht“.
Schütte-Lihotzky ließ sich nicht entmutigen. Sie studierte bei Oskar Strnad und lernte: Die Funktion steht im Vordergrund. Möbel sollen praktisch, solide und günstig sein – ihr Credo waren moderne Gebrauchsgegenstände für alle. An dieser Stelle muss man nun auch die Frankfurter Küche, die erste Einbauküche der Welt, erwähnen. Schütte-Lihotzky hat sie 1926 in Frankfurt im Zuge des Sozialwohnungsbaus erfunden. Der darauf folgende Ruhm war zweischneidig. Denn heute noch fällt jedem, wenn man von der vielfältig engagierten Architektin spricht, zuerst die Küche ein. „Ich bin keine Küche“, sagte sie später als Reaktion auf das heute noch in Museen ausgestellte Einbauwunderwerk und sie ließ sich sogar vertraglich zusichern, nie mehr eine Küche bauen zu müssen. „Hätte ich gewusst, dass ich ein Leben lang über diese verdammte Küche sprechen muss, dann hätte ich sie nie gebaut.“
Wer nun sehen möchte, wie die Pionierin selbst lebte, der kann seit Anfang Oktober die 55 Quadratmeter große Wohnung in Wien-Margareten besuchen, in der Schütte-Lihotzky ihre letzten 30 Lebensjahre verbracht und an ihren Erinnerungen gearbeitet hat. Ob auch ein Blick in die Küche gestattet ist, wird an dieser Stelle nicht verraten. Info: schuette-lihotzky.at
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