"Hundehalter sind Egoisten"
Neulich ertappe ich mich bei einem erschreckenden Gedanken, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich dazu fähig wäre. Ich sagte zu Daria: „Gut, dass du schon so alt bist.“
Auch sie hatte nicht damit gerechnet. Energisch schüttelte sie ihr Fell auf, richtete den Rücken gerade und hob stolz den Beagledamen-Kopf, der inzwischen einigermaßen weiß, aber ungebrochen schön ist: „Wie meinst du das?“
Ich überlegte kurz und sagte: „Du konntest viele Jahre in einem wohlwollenden, freundlichen Umfeld leben.“ Und ich sah, dass Daria das für selbstverständlich hält. Denn sie begegnet den Menschen aufmerksam, aufgeschlossen und mit einer Marathon-Geduld. Daher ist es für sie unvorstellbar, dass IHR jemand auf andere Weise begegnen könnnte.
Der Generalverdacht ist das Gift einer Gesellschaft
Aber wie erkläre ich einem Beagle mit hoher sozialer Intelligenz, dass Menschen jetzt Menschen auf dem Rücken der Hunde wechselseitig gegeneinander aufhetzen? Dass die Politik bei uns in Niederösterreich nun Vernünftiges mit Unvernünftigem vermischt? Dass ein Landesrat so tut, als müsste man entweder für Kinder oder für Hunde sein (und wie könnte man eine Gesellschaft effizienter spalten?). Dass ein Gesetz unterwegs ist, das viel Wind sät und noch mehr Sturm ernten lässt, jedoch nicht dafür gemacht ist, den Kinderschutz dort zu gewährleisten, wo am meisten passiert: im heimischen Umfeld. Weil dieses Gesetz nämlich nicht Hundehalter aller Rassen in die Pflicht nimmt, sich in zertifizierten Hundeschulen damit auseinanderzusetzen, wie man mit Hunden in welcher Umgebung umgeht.
Aber dieses Gesetz lässt aufhorchen. Weil es bei uns plötzlich salonfähig wird, zu sagen: „Alle Hundehalter sind Egoisten.“ Das erinnert an: „Alle Radfahrer sind rücksichtslos.“ Ich bin Hundehalterin, und ab und zu bin ich Radfahrerin. Ich bin dabei rücksichtsvoll, leide aber vermutlich noch mehr als Nicht-Hundehalter und Nicht-Radfahrer unter der Rücksichtslosigkeit anderer, weil ich ja unmittelbar davon betroffen bin.
Alle unter Generalverdacht zu stellen, macht neue Probleme, statt Lösungen zu bieten. Denn der Generalverdacht ist das größte Gift einer Gesellschaft. Und wenn Menschen nur ein paar Regeln lernen, wie man mit Hunden gut umgeht, können sie von Hunden so viel mehr lernen und profitieren, als sie je geahnt hätten.
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