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Homo quaerens

Die Dunkelziffer an Suchenden ist deutlich höher als bisher angenommen
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Immer mehr Menschen sind auf der Suche. In einer Welt, in der uns soziale Medien vorgaukeln, dass andere das perfekte Leben haben, wird aus dem homo sapiens der homo quaerens, ein Suchender. Und der sucht dann ... einen neuen Partner (attraktiver, zärtlicher, erotischer, einfühlsamer), eine neue Wohnung (heller, schöner, bessere Lage, nettere Nachbarn), einen neuen Job (spannender, lukrativer, prestigeträchtiger, freundlicheres Arbeitsklima) ...

Die Dunkelziffer an Suchenden ist inzwischen deutlich höher als offiziell angenommen. So gibt es etwa wesentlich mehr Accounts auf Partnerbörsen, als es Singles gibt. Und, wie am Mittwoch bekannt wurde, halten viel mehr Menschen Ausschau nach einem neuen Job, als beim AMS arbeitslos gemeldet sind (laut Arbeiterkammer sind derzeit 700.000 Arbeitnehmer veränderungswillig, weil unzufrieden mit ihrem Arbeitsplatz).

Früher hieß es: Wer suchet, der findet. Heute: Wer sucht, ist noch im Rennen um das perfekte Leben. Allerdings bringen ein neuer Job oder ein neuer Partner oft dieselben Probleme mit sich wie der vorherige. Weil der suchende Mensch zwar etwas Neues findet, dabei aber selbst der Alte bleibt.

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